Headbangers Open Air

Brande-Hörnerkirchen 28.07.2016 – 30.07.2016

Text: Hans-Jürgen Schmidt
Fotos: Hans-Jürgen Schmidt, Sandra Reinhold (Holy Moses, Sacred Reich)

Die wohl beste Grillparty der Welt steht an und zwar zum 19. Mal. Thomas Tegelhütters Garten ist wieder für Heavy Metal Freude und Gleichgesinnte am letzten Juli Wochenende geöffnet. Das Billing kann sich wieder sehen lassen. Es fehlen zwar, wie auf manch anderem Festival, der oder die Mega Headliner, dafür bekommt man aber hochwertige, zeitlose Performance dargeboten und um es vorweg zu nehmen: auch dieses Jahr war kein richtiger Ausfall dabei. Nebenbei wird man vom Tresenteam und auch an den im angrenzenden Biergarten zu findenden verschiedenen Verköstigungsständen bestens versorgt und das für relativ schmales Geld.

Das, für dieses Wochenende angekündigte, schlechte Wetter kam nicht und somit wurde es wieder ein rundum gelungenes Wochenende.

Für die musikalische Versorgung waren zuständig:
Donnerstag 28.7.16
16.00 -16.45 Kryptos
17.05 -17.50 Tytan
18.10 -19.00 Angelus Apatrida
19.30 -20.40 Bonfire
21.10 -22.10 Angel Witch
22.40 -24.00 Armored Saint

Freitag, 29.7.2016
12.00-12.45 Steelpreacher Bierfrühstück !
13.05-13.55 Resistance
14.15-15.00 Night
15.20-16.20 Killen
16.40-17.40 Ostrogoth
18.10-19.20 Q5
19.50-20.50 Holy Moses
21.20-22.50 Ross the Boss
23.30-01.00 Sacred Reich

Samstag, 30.07.2016
12.00-12.45 The Deep
13.05-13.55 Salem
14.15-15.10 Air Raid
15.30-16.20 Desolation Angels
16.40-17.40 Vardis
18.00-19.10 Trespass
19.30-20.50 ODSaxon
21.20-22.40 Denner/Shermann
23.10-00.40 Rage meets Refuge

Es gab auch wieder Meet&Greet mit allen Bands. Dieses fand in einem kleinen Zelt am Rande das Marktes statt.

Wie schon in den vergangenen Jahren hatten die Veranstalter ein sehr feines Händchen für die Bands die die jeweiligen Tage eröffneten. Sei es Kryptos am ersten Tag oder Steelpreacher und The Deep an den darauf folgenden Tagen, es war immer ein prima Start der die Lust auf mehr erweckte.

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Tytan

Leider konnte ich dem Auftritt von Kryptos nicht beiwohnen, wurde aber aufgeklärt dass ich fürwahr etwas verpasst hatte.

So stieg ich bei Tytan ein, eine Band die es eigentlich gar nicht mehr gibt oder doch wieder? Egal, sie machten einen klasse Job. So bestand das Set überwiegend aus Stücken ihres einzigen Albums „Rough Justice“ aus dem Jahre 1985. Metal aus den 80-ern ist halt zeitlos. Kev Riddles, das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band hat sichtlich Spaß treibt seine Mannen wahrlich zu musikalischen Höchstleistungen an.

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Angelus Apatrida

Danach stehen Angelus Apatrida auf dem Programm. Die Spanier sind keine Newcomer, sondern vielmehr seit weit über 10 Jahren unterwegs. Sie brachten es auch schon auf fünf Album, das letzte, „Hidden Evolution“, datiert aus dem Jahre 2015. Ihr Speed Metal mit Thrash Einflüssen kam sehr gut an und die ersten  Mähnen kreisten. Ich werde mich mal mit ihren  Tonträgern beschäftigen müssen.

Bonfire spielten leider zur unglücklichen Abendbrotzeit. Diese Band hatte ich in jüngster Zeit schon oft gesehen und somit nutze ich ihren Auftritt um mich nahrungsmäßig auf Stand zu bringen.

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Angel Witch

Angel Witch waren auch schon früher nicht so meins. Allerdings sie nur auf den gleichnamigen Song zu reduzieren wäre unfair, haben sie doch mit „Angel Of Death“, „Baphomet“ und „Atlantis“ weitere Songs mit Hitpotential geschaffen. Diese Songs fanden sich, na klar, auch in der Setlist wieder. Die Band wirkte eingespielt und hatte Spaß an der Sache. Der gute Laune Funken sprang auch auf das gut mitmachende Publikum über.

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Armored Saint

Auf Armored Saint hatte ich mich sehr gefreut. Trotz meines reiferen Alters hatte ich sie noch nie live gesehen. Was ich aber dennoch sah und hörte war aller Ehren wert. Die Band ging mit „Win Hands Down“ ins Rennen und legte ordentlich nach. Auf meinem, eigens für die Anfahrt erstellten, Mix-Tape befanden sich auch „An Exercise In Debauchery“ und natürlich „Reign Of Fire“. Der Sound war klasse und ausgewogen, das Bier schmeckte und mit „Can U Deliver“ und „Mad House“ ging dieser Auftritt viel zu schnell zu Ende.

Zu Ende ging dann auch, nach dem einen oder anderen Getränk, der erste Festivaltag bei schönem Sommerwetter.

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Bierfrühstück mit Steelpreacher

Tag zwei startete mit durchwachsenem Wetter. Also etwas länger schlafen, gut frühstücken und vor zur Bühne. Frühstücken? Da war doch was. Genau, Bierfrühstück mit Steelpreacher. „We want Metal…“ „We want beer…“ Wechselseitige Anfeuerungsrufe zwischen Publikum und Band eröffneten den zweiten Festivaltag. Das sie sich selber nicht so Ernst nehmen macht diese Band sympatisch. Immerhin ernten sie jetzt den Lohn der Arbeit und dürfen „nach 15 Jahren Arsch aufreissen“ nun auf dem HOA spielen. Weil alles so schön ist, wurden die ersten Reihen im Anschluss mit Bier gefüllt.

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Resistance

Weiter ging es mit Resistance, einer Band über die ich imVorfeld wenig herausbekommen habe. Ein Kumpel lief mir über den Weg und erklärte mir, na klar, die spielen US-Metal. Da ich genau diese Stilrichtung wieder für mich entdeckt hatte , war ich natürlich etwas neugierig. „Vlad“ hieß der Opener und zog mich gleich  in den Bann, aber so richtig US-Metal war es für mich nicht. Trotzdem fand ich es ziemlich gut. Wissend das die Band nicht so bekannt ist, wurde in der Mitte des Sets noch „Swords And Tequilla“ eingestreut und damit die Spannung hochgehalten. Mit „Metal Machine“ wurde auch ein neues Stück präsentiert welches auf der neuen Scheibe (VÖ 01/17) zu hören sein wird

Night

Night

Night aus Schweden starten mit „Power“ vom 2015er „Soldiers Of Time“ Album, gefolgt von“Into The Night“ und „Running The Night“ vom 2013er Erstlingswerk. Nach dem Mitsing-Stück „Across The Ocean“ war dann ein wenig die Luft raus. Die Jungs spielten aber dann doch gekonnt ihren Stiefel runter und drückten so Manchem ein Grinsen ins Gesicht.

Killen

Killen

Die nächste Band des Nachmittages Killen war mir dann auch so ganz und gar nicht geläufig. Es gab kontroverse Diskussionen um die Besetzung die aber letztendlich nicht zu einem validierten
Ergebnis führten.  Mitch Thylacine an Gitarre und Gesang bemühte sich die Fäden zusammen zu halten aber mich haute die Performance und letztendlich auch der Sound nicht vom Hocker.

Auf Ostrogoth hatte ich mich schon sehr gefreut, nenne ich doch die „Last Tribe Standing“ mein eigen und hatte sie auch mehrmals durchgehört. Von der Performance wurde ich nicht enttäuscht und meinen Lieblingssong „Full Moon’s Eyes“ haben sie auch gespielt.

Q5

Q5

„We Came Here To Rock“ war die Ansage von Q5. Zuerst dachte ich sie hätten mit diesem Song schon das Beste an den Anfang gepackt aber ich sollte mich täuschen. Sie spielten einen gekonnten Mix durch ihr Schaffenswerk. Pünktlich zu „Steel The Light“ gingen die Himmelslichter aus und die Schleusen wurden geöffnet. Während wir mit der Sicherung des Camps beschäftigt waren hatten einige Unentwegte noch richtig Spaß vor der Bühne.

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Holy Moses

Am heutigen Tage sollte es Holy Moses treffen. Der geneigte Schreiber dieser Zeilen muss auch an Nahrungsaufnahme und Ruhepause denken. Da wir aber ausgezeichnete Akustik auf unserem Zeltplatz hatten, konnte ich zumindest den Gig aus der Ferne hören. Sie gaben mächtig Gas und Sabina Classen röhrte und growlte was das Zeug hielt. Ich hatte die Band auf der „70000 Tons Of Metal“ gesehen und gesprochen. „Jungle Of Lies“ durfte ich mir seinerzeit wünschen.

Ross The Boss

Ross The Boss

Gänsehaut hatte ich am ganzen Körper als auf dem diesjährigen KIT Festival die Secret Band die Bühne bestieg. Es war kein geringerer als Ross The Boss, der umgeben von ganz ausgezeichneten Musikern ein Oldschool Manowar Set spielte das mit dem  Übersong „Battle Hymn“ ein finale furioso hatte. Vor allem der junge Sänger Mike Cotoia kam stimmlich so nah  an den jungen Eric Adams heran dass man sich in einem Manowar Konzert der 80er Jahre wähnte. So sollte es auch an dem heutigen Abend sein. Den Fluß vom KIT erreichte man wegen einiger, technisch bedingten Pausen nicht aber das tat der Party keinen Abbruch. Natürlich auch hier zum Schluß: „Battle Hymn“.

Sacred Reich

Sacred Reich

Sacred Reich konnten die Spannung hochhalten und taten das mit Bravur. Sie sind eingespielt und das merkte man Ihnen an. Sie spielten sich durch Ihre Alben, unterbrochen durch das Black Sabbath Cover „War Pigs“ und endeten erwartungsgemäß mit „Surf Nicaragua“

The Deep

The Deep

Tag drei startete mit einem ausgiebigen Frühstück und der Reparatur des gestern öfter streikenden Objektives. Nachdem alles erledigt war ging es auf das Gelände. Gähnende Leere vor der Bühne. „Nicht gut für die nun folgende Band“ war mein Gedanke. Von Null auf Dreihundert ging es als The Deep loslegten. Ruckzuck war der Platz vor der Bühne voll. Wie die Derwische fegten die Gitarristen Paul Smith und Mick Feleppa über die Bühne. Die Rythmusfraktion mit Don Wiberley am Bass und dem Schlagwerker Steve Kingsley trieb das ganze nach vorne und Tony Coldham setzte seine sehr guten Vocals drauf. Man könnte meinen ich bin begeistert – ich bin es. Die CD und das T-Shirt zum Bundlepreis von 15€ wurden umgehend gekauft. Oh ja, diese Band war eine meiner Entdeckungen auf dem HOA.

Salem

Salem

Anschließend der nächste Kracher. Aus UK gaben sich Salem die Ehre. Eine Band, die es 1982 gerade mal zu einer Single geschafft hat, dreht hier richtig auf. Gleich der Opener „Dark Days“, Titeltrack der gleichnamigen LP reisst mich schier vom Hocker. Das hatte ich nicht erwartet. Hier waren auch keine Anfänger am Werk, sondern eine eingespielte Band mit Gefühl für Riffs und Melodien. Die beiden Gitarristen Paul Macnamara und Ade Jenkinson sind nicht nur hervoragende Einzelkönner, sondern auch ausgesprochen, sich gut ergänzende, Twin Gitarristen. Die Bühnenpräsenz von Simon Sixby am Micro erinnert ein wenig an eine Mischung aus Coverdale und Plant. Mit „Forgotten Dreams“ vom ersten Album ging dieses Set leider viel zu schnell zu Ende.

Air Raid

Air Raid

Air Raid aus Schweden kann man sich immer anschauen. Oldschool Bühnenshow, geile Songs und mit „Blade In The Dark“ ein Mitsinger im Gepäck. Überraschenderweise hatten sie von der, meiner Meinung nach, sehr starken „Night Of The Axe“ LP nur zwei Stücke im Gepäck, dafür aber mit „I’ll See The Light Tonight“ ein Malmsteen Cover dabei.

Am heutigen Tag waren die Desolation Angels die Band meiner Pausenwahl.

Vardis

Vardis

Vardis, oh Vardis. Ungefähr gefühlte 1.000.000 mal hatte ich mir die „100 M.P.H.“ angehört als sie erschien. Ich war gefangen von der tollen Gitarrenarbeit und den gut arrangierten Stücken. 1980 gab es ja nur begrenzt Informationen über die Bands aber zum Glück hatte ich einen guten Plattendealer der meinen Geschmack kannte und mir die Platte in die Hand drückte. Sie spielten aber nicht nur Songs aus der frühen Phase der Band sondern hatten mit „Red Eye“ (als Rote Augen angekündigt) und „Jolly Roger“ zwei Stücke ihres neuesten Werkes dabei. Gründungsmitglied Steve Zodiac und seine musikalischen Begleiter zogen alle Trümpfe aus dem Ärmel und begeisterten nicht nur die Generation 50+.

Trespass

Trespass

Trespass kam gerade richtig um wieder etwas herunterzukommen. Ihre Musik zeichnet sich durch eingängige Melodien aus und auch die ruhigen Passagen gefallen gut. Die Band wirkt eingespielt und routiniert und das obwohl sie sich 2015 erst wieder reformiert haben.  Das einzig mir bis dahin bekannte Stück „One Of These Days“ rundete einen gelungenen Auftritt ab.

Oliver/Dawson Saxon

Oliver / Dawson Saxon

Das letzte Mal fielen sie der Essenspause zum Opfer. Ärgerlich, denn was ich vor zwei Jahren hörte, gefiel mir sehr. Die Rede ist von Oliver/Dawson Saxon. Graham Oliver und Steve Dawson gehörten zu der ersten Schaffensphase von Saxon und waren an der Entstehung von Werken wie „Wheels Of Steel“, „Strong Arm Of The Law“ und „Denim And Leather“ beteiligt. Im Camp wurde kontrovers diskutiert ob es richtig ist, den Namen Saxon weiterzuführen. Warum eigentlich nicht? Sie haben mit Bri Shaughnessy auch einen Sänger am Start der die Songs authentisch rüberbringen kann und  mit Haydn Conway einen weiteren Gitarristen der die Songs nochmal auf eine anders Level heben kann. Diese Band ist bei weitem keine Coverband. Selbstredend waren alle erwarteten Stücke dabei, sogar die deutsche Nationalhymne wird angespielt. Nach furiosem Beginn gibt es einen langsamen Mittelpart und einen gemäßigten Ausklang.

Denner / Sherman

Denner / Sherman

Auf Denner/Sherman war ich sehr gespannt. Mercyful Fate Stücke gehörten früher, zum Teil auch noch heute, zu meinen All Time Favs. Auch die beiden Denner/Sherman Platten (EP und LP) gefielen mir. Allerdings sind die Stücke schon auf dem Plattenteller nicht einfach zu erforschen und benötigen einige Durchläufe. Mehrere „Don’t Break The Oath“ T-Shirt Träger steigerten meine Vorfreude. Gehört diese Scheibe doch in meine Top Ten. Um es vorwegzunehmen, ich war enttäuscht. Neben technischen Problemen in den ersten Stücken, ein abgebrochener Song und ein Sänger der oft nicht den richtigen Ton trifft treffen auf eine Setlist, die so wohl eher nicht erwartet worden ist. Von dem oben angesprochenen Mercyful Fate Album wurde nur „Descreation Of Souls“ gespielt. Das zum Schluß gespielte „Evil“ konnte mich auch nicht mehr aufmuntern.

Als Rage meets Refuge mit einer halb stündlichen Verspätung die Bühne enterten, lag der Verfasser dieser Zeilen schon im verdienten Schlaf. Beide Bands hatte ich in der vergangenen Zeit öfters gesehen und das lange Wochenende forderte seinen Tribut.

Zusammenfassung:

Danke an die Veranstalter für das tolle Festival. Danke an die Fans vor Ort die genau Festivals wie diese zu einem unvergessenen Erlebnis machen.

Ankündigung:

Nächstes Jahr findet das HOA vom 27.07.2017-29.07.2017 statt. Es wird das 20-jährige Jubiläum gefeiert. Erste Bands stehen auch schon fest. Freut euch auf:

Atlantean Kodex (D)
Black Hawk (D)
Blind Illusion
Paragon (D)
Pretty Maids (DK)
Rock Goddess (GB)
Storm Warrior (D)
Warrant (D)

In diesem Sinne: Make This Garden Burn.