Großes geschieht an der Ostküste, beziehungsweise in deren zweitem kulturellen Schmelztiegel Boston. Während auf der ganzen Welt die Festivals, Stadien und Großkonzerthallen weiterhin überwiegend das langsame Sterben des Rock und Metal repräsentieren, was sich am unmissverständlichsten im Fehlen nicht-geriatrischer Hauptacts ausdrückt, haben wir hier eine erstklassige Truppe, die vornehmlich jünger und ernsthaft bereit ist, die gealterte Fackel von Giganten und Dinos zu übernehmen.

FirstBourne betreten das Feld – ein multikulturelles Quartett, das erst 2016 über einer starken Basis aus musikalischer Leidenschaft, schierem Können und Freundschaft zusammenfand.  Sozial und kulturell tief integriert, haben Mike, Ven, Ian und Joe sich aufgemacht, dem guten alten AOR frisches Leben einzuhauchen, und zwar in einer höchst zugänglichen, teils nahezu explosiven Form, die in einer Weise am Melodic Metal kratzt, wie es zuletzt Helstar, damals noch Geheimtipp, mit ihrem ehrwürdigen 89’er “Nosferatu”-Album geschafft hatten – nur enorm aber, umsichtig evolutioniert.

Freunde der hart rockenden Großmeister wie Axel Rudi Pell, Journey oder Hardline, denen an junger Kraft im traditionellen Setting gelegen ist, werden hier von einer umtriebigen Gang abgeholt. Von sozial engagierten Menschen, die, wenn sie nicht gerade ihre Karawane aus Award-Nominierungen und -Gewinnen verlängern oder kaleidoskopische Abfolgen flirrender Melodien erschaffen, an Benefizveranstaltungen für Notleidende mitwirken – wie erst kürzlich für obdachlose Veteranen geschehen.

Nach ihrem mehr als respektablen Debütalbum “Riot” sind FirstBourne nun mit ihrer zweiten Attacke “Pick Up The Torch” zurück, einem Meisterwerk, das man durchaus wörtlich nehmen darf und sollte, so wie übrigens auch den Bandnamen selbst. Aus Brasilien, Indien und den Vereinigten Staaten heraus zusammengeschweißt, empfinden die Jungs eine tiefe Verbundenheit darin, dass sie alle in ihren jeweiligen Familien die Erstgeborenen sind, was schließlich zur Wahl des Bandnamens führte.

Wer auch immer eines Tages aufstrebenden Bands wie FirstBourne nach Jahrzehnten der Inspiration die Fackel weiterreichen wird, sollte ein Ohr riskieren an diesen geradeheraus rockenden AOR auf dem Melodic-Metal-Gleis, der sich fließend zwischen schillernden, im Blitztempo rasenden Akkordzerlegungen und verspielten, aber plektrumzerbröselnden Shred-Attacken bewegt, und immer wieder den göttlichen Hauch von Van Halen in der Luft zurücklässt. Das alles ergänzt mit echten Hochglanz-Vocals, die sich daran machen, einen neuen Referenzbereich für diesen Genremix zu stellen, sodass Gründerväter sich beim Lauschen entspannt mit einem Lächeln zurücklehnen und das Gefühl von Stolz und Erfüllung seine angenehme Wirkung entfalten lassen dürften.
Es gibt Dinos wie die renommierten White-Metal-Ikonen Stryper, denen klar ist, dass ein Generationenbruch für die Szene höchst ungesund wäre, und die deshalb klar Position beziehen, die so eigentlich ein guter gemeinsamer Standpunkt für uns alle wäre. Stryper beweisen sich FirstBourne gegenüber als einladende Mentoren und geben den zukünftigen Fackelträgern gern Raum auf ihrer Bühne. Und FirstBourne, die sich dazu mit vielen Underground-Musikern aus verschiedensten Bands zusammentun, werden ihnen zum Dank eine Woche nach dem Albumrelease am 25. Oktober den Respekt erweisen, indem sie als Stryper und mit einem Set aus Stryper-Songs das Publikum aufmischen – auf dem Annual MT Heavy Metal Halloween Covers Weekend, einem dreitägigen, im positivsten Sinne lauten Statement gegen den erwähnten Generationenbruch.

Mit “Pick Up The Torch” ist die Musik von FirstBourne nun zum allerersten Mal auf CD auch in Europa erhältlich, während es den Vorgänger “Riot” lediglich in den Vereinigten Staaten zu kaufen gab. Das neue Album bringt zudem eine leichte Kurskorrektur für die Band mit sich, die nunmehr von Frauengesang zu einem Sänger gewechselt hat. So ist Ian Raposa, der am Mikro einen fantastischen Job hingelegt hat, generell eine bessere Wahl für die anvisierten Genres.

FirstBourne scheuen sich auch nicht, gleich einen Beweis zu erbringen, also gibt es schonmal die erste Single “Breaking Chains” samt Video. Der Song, welcher zugleich das erste gemeinsame Werk nach der Neubesetzung des Sängerpostens darstellt, ist ab sofort auf allen digitalen Plattformen erhältlich. Hier nochmal alles zur Single selbst direkt von der Band:

“Wir waren schon an Songideen für das Nachfolgealbum zu ‘Riot’ dran, als Ian sich der Band anschloss. Als es dann soweit war, ‘Pick Up The Torch’ tatsächlich aufzunehmen, wurde ‘Breaking Chains’ der erste Song, den wir in die Hand nahmen. Es fühlte sich toll an, mit Ian zu arbeiten und mitzubekommen, wie sich dieser Song sich herausbildete. Das Stück handelt davon, einen eingeschlagenen Weg zu verlassen, um stattdessen etwas anzustreben, das einen wirklich glücklich macht. Jeder von uns benötigt ein gewisses Maß an Courage, um lebenslangen Träumen nachzustellen und sie wahr werden zu lassen. Es geht um das Finden dieser Motivation, voranzuschreiten und alles zu ändern. Unsere Hoffnung ist, dass der Song für manche Menschen der Schubser ist, der in den Lebenswandel führt und das Träumejagen zur Gewohnheit macht.”