Jedes
Mal, wenn eine Band in ihrer Bandbiografie schreibt, wir machen Deutschrock,
denn stellen sich bei mir automatisch die Nackenhaare auf, nicht weil ich diese
Musikrichtung nicht mögen würde, sondern weil viele Bands in dem Bereich einfach
klingen wollen wie die Böhsen Onkelz und ich ganz einfach für meinen Geschmack
mit einer Band, die so klingt genug habe. Aber mit Sündikat soll frischer Wind
in den Player kommen und so bin ich nach dem sehr spartanisch gehaltenen
Pressekit doch ein wenig neugierig geworden und will einfach einmal schauen, ob
es sich bei den Erfurtern genau so verhält oder ob sie mich eines Besseren
belehren können. Was gibt es über Sündikat so zu erfahren? Laut der Pressemappe
gründet sich die Band 2013, hat einige Besetzungswechsel, bevor Anfang 2014
endlich ein festes Line Up besteht. Sie selber bezeichnen ihren Stil als
Deutschrock trifft Metal. Zudem und das fand ich jetzt am Wichtigsten, mögen die
fünf Mannen aus Erfurt Bier, Cola und Erbsensuppe. Nein nun aber Spaß bei Seite.
Im Oktober 2014 erschien mit "Willkommen im Dreck" der erste Silberling der
Band aus Thüringen und ich glaube ich sollte mal ein Ohr riskieren.
"Deine Pflicht"
kracht hart und laut durch die Boxen, die Riffs sind rotzig und frech und ich
wollte eigentlich keine Vergleiche zu anderen Bands ziehen, aber hier komme ich
nicht drum herum. Im ersten Moment bin ich an Bands wie Dimple Minds erinnert,
mit einer sehr punkigen Attitüde und nicht wie gewohnt an die Onkelz. Trotzdem
bin ich versucht nach dem ersten Song, die CD einfach zu beenden, denn ich frage
mich, ob die Erfurter das toppen können ohne das meine Vorurteile bestätigt
werden. Aber die Versuchung ist einfach größerer und so erklingt der zweite
Track "Nie gelebt" und dieser beschreitet musikalisch einen etwas anderen Weg.
Natürlich kann auch hier der Sänger nicht aus seiner Haut und so kommt seine
Röhre zum vollem Einsatz, die Gitarren und das Schlagwerk leisten solide Arbeit,
fast könnte man meinen, dass in Thüringen eine Auferstehung verschiedenster
Bands meiner Punkära stattfindet. Aber ich bin immer noch ein wenig Skeptisch
und möchte mich noch nicht zu früh an Sündikat binden, denn je höher man
jemanden lobt, um so tiefer kann man fallen. Deshalb schauen wir einfach mal
Schritt für Schritt weiter. "Willkommen im Dreck" ist der Namensgeber des Albums
und hier bin ich erneut angenehm überrascht, fast beginne ich die Musik zu mögen
und sehe eine Hoffnungsschimmer am Horizont. Sündikat erfinden zwar das Rad
nicht wirklich neu, aber sie setzen die Grundsteine gekonnt zusammen und
erschaffen so ein ganz eigenes Bild. Wer sich einen ersten Eindruck über die
Band verschaffen will, der ist mit Willkommen im Dreck gut bedient, denn den
Song kann man gerne auch noch einige Male mehr laufen lassen. "Mein Tag" beginnt
rockig und unbewusst beginnt man mit den Füßen den Takt mitzuwippen. Die
Gitarren sind sauber und erdig ausgespielt, das Schlagwerk untermalt den Track
und gepaart mit dem rotzigen Gesang können auch hier die Erfurter kräftig
punkten. "Frei sein (Biker)" trumpft mit schweren Rhythmen und tiefen Basslinien
auf und auch hier passt die Stimme wieder wie die Faust auf´s Auge. Ich lasse
mich ja gerne eines Besseren belehren, wenn ich falsch liege und Sündikat
schaffen es tatsächlich, dass ich wohl ein wenig tiefer in die Materie
Deutschrock eintauchen muss. "Oktober", erst einmal denke ich kurzzeitig, hier
hätte eine andere Band sich unter die Tracks gemischt, denn die akustischen
Gitarrenklänge sind ein wenig ungewohnt nach soviel geballter Power. Schnell
verfallen Sündikat aber wieder in das bereits bekannte Schema und so bin ich
fast beruhigt, als es ein wenig lauter und härter wird. Mit "Rebellen ohne
Grund" treten wir in das letzte Drittel des Silberlings ein und wieder zaubern
die Musiker etwas hervor, was sehr vertraut klingt, aber doch einen Hauch von
Eigenständigkeit enthält. Zu den Texten kann man nur sagen das sie nicht
wirklich das Klischee erfüllen, nach dem Motto "Wir gegen den Rest der Welt und
alle anderen sind gegen uns", ganz im Gegenteil, ich fühle mich nach sieben
Songs immer noch an Dimple Minds erinnert und ihre Auslegung von Prollrock.
"Saufen Wochenende", da ist es nun das typische Sauf-Mitgröhl-Lied? Ja und ich
muss sagen, es macht einfach Spaß, denn man muss an dieser Stelle nicht wirklich
denken, sondern kann einfach mal ein wenig über die Strenge schlagen. Meiner
Meinung nach, gehört genau so ein Track mit dazu und man muss ja nicht immer
alles mit erhobenem Zeigefinger zu Tode analysieren. Deshalb hoch die Tassen. So
letzte Runde, "Fight Club" verheißt einen sehr harten Abschluss und so drehen
die Mannen von Sündikat noch ein letztes Mal richtig auf, lassen mich aber mit
vielen Fragen zurück.
Fazit:
Sündikat bewegen sich in einem Sektor, der wohl eine genauere Bezeichnung
benötigt. So könnte man mit sehr viel Fantasie auch die Onkelz heraushören, aber
ich persönlich bin der Meinung, das dieses nicht wirklich zutrifft. Man erkennt
viele Züge die den Punkbands der 80ér und 90ér Jahre entliehen sind, stimmlich
haut die Band voll in die Kerbe Dimple Minds. Sündikat bieten in ihrer
Spielweise durchaus viele Facetten an und gewinnen so in ihren Songs an Dynamik.
Von Prollrock über Hardrock-Element bis hin zu Metal ist alles vertreten. Das
Album ist lohnenswert und wer sich wie ich nicht sicher ist, sollte zumindest
ein Ohr riskieren.