Pestheim - In the mysterious Depths of the Forest (27.01.2014)
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Der Mond bricht durch die Wolken und taucht den Wald in
ein unheimliches Licht, Schatten tanzen durch die kühle Stille der Nacht und aus
dem Nebel erhebt sich eine fahle Gestalt. So oder so ähnlich klingen die meisten
Bandbiographien im Black Metal Bereich. Die Geschichte des Musikprojektes
Pestheim liest sich hier schon fast nüchtern, denn 2008 geht das Einmann-Projekt
an den Start, doch eigentlich müsste man die Bücher viel weiter vorne
aufschlagen, da es ein langer Weg in Richtung Pestheim war. In den letzten Zügen
der 80ér Jahre beginnt die Musiklaufbahn eines jungen Musikers bei der Punk Rock
Band Yellow Cross, es dauert fast ein ganzes Jahrzehnt bis Lord Abbadon seine
Bestimmung im Black Metal findet und so gründet er 1997 die Band Amaducias. Die
Band veröffentlicht ein erstes Demotape "Hail The Eternal Darkness". Neben einem
Besetzungswechsel kommt es 1999 zu einer Namenänderung, fortan schaffen die
Mannen unter dem Bandnamen Nahema. Im selben Jahr entsteht ein zweites Demo.
"The Secret Empire of Immortality" soll zum ersehnten Plattenvertrag verhelfen,
doch aufgrund von schwerwiegenden Differenzen mit dem Label, kommt es in folge
dessen 2000 zur Auflösung der Band. Nahema wird zu Grabe getragen. Doch der
nimmermüde und sehr umtriebige MH Frost gründet kurzerhand sein erstes
Einmann-Projekt mit dem spartanischen Namen Frost. Hier läuft es besser und so
kann MH Frost auf diverse Veröffentlichungen zurück blicken, leider nähert auch
hier sich ein Ende. 2007/08 kommt es zur Gründung der Band Valgar, auch hier
rumort es gewaltig und so gibt es zwar eine Veröffentlichung mit "Symphony of
Blasphemy", aber aufgrund von musikalischen Differenzen innerhalb der Band
versinkt diese in den Nebeln der Geschichte. Nun schlägt 2008 endlich die
Geburtsstunde von Pestheim und MH Frost ist nicht mehr zu bremsen, es folgen
diverse Veröffentlichungen, doch das Wichtigste ist wohl die Veröffentlichung
des Albums "In the mysterious Depths of the Forest" Anfang 2014 und genau um
dieser Album soll es gehen.
So begebe ich mich dann mit diesem
Album mal auf düstere Pfade und werde versuchen die Musik zu ergründen, ob es
mir gelingt, wird die Zeit zeigen. Das Intro hat eine Spieldauer von knappen 15
Sekunden und gleicht einem tiefen Gröllen, erst hatte ich die Vermutung, ich
hätte etwas überhört, aber so soll es es wohl sein. "Winter Anthems" ist da
schon länger und endlich bekomme ich einen Einstieg in den Silberling. Die Drums
sind sehr schnell gehalten und die Gitarren fliegen fast roh von dannen. Der
Gesang ist anfänglich ein wenig gewöhnungsbedürftig, da Black Metal ja nicht zu
meinen Hauptgebieten gehört. Doch schnell bekomme ich einen Eindruck und so kann
ich dem Song nach einigen Umdrehungen auch etwas abgewinnen. Es kommt mir
teilweise so vor, als ob sich leichte Melodik Elemente mit unter den Track
gemischt hätten, trotzdem zeigt sich der Song ungewöhnlich brachial und roh. "Hateful
Manifesto" ist anfänglich ein wenig experimenteller gehalten und auch die Stimme
kann mich nun erreichen. Es geht schnell und roh zur Sache und ich denke Kenner
des Genre werden begeistert sein und immer wieder neue Einflüsse und Fragmente
erkennen können. So langsam entwickelt sich auch eine echte Sympathie für die
aggressiven und sehr hellen Screams. Ich hatte schon vorher eine Stücke von
Pestheim gehört, was mich aber nicht zum Experten für die gesamte Black Metal
Welt macht. Auch wenn ich bereits einige Bands in dem Bereich beschrieben habe,
stelle ich immer wieder fest, dass gerade hier eine wahnsinnige Vielfalt
herrscht. Aber weiter im Text, sonst schweife ich wieder ab. "The Athems of the
Impaler" treibt mit brachialen Gitarren nach vorne und umschmeichelt fast den
diabolischen Gesang, zudem kommen versteckte Elemente wie Glocken, Wind und
Regen, die eine ganz eigene Stimmung schaffen. Nun sind also die Tore zur
Unterwelt geöffnet und man peitscht mich musikalisch aus. Das Feuer der Drums
kommt aus allen Richtungen und brennt sich auf meine Gehörgänge. "On the wings
of Immortality" hat auch wenn man es nicht glauben mag einen rockigen Einfluss
und diesen hört man in den Gitarren. Auch wenn der Track sehr roh und diabolisch
wirkt, so entwickelt er gerade durch diese Fragmente eine gewisse Dynamik. Das
Schlagzeug treibt auch weiter voran, ohne Rücksicht auf mögliche Verluste zu
nehmen und so sollte man gerade in diesen Song reinhören, denn er zeigt eine
gewisse musikalische Spannbreite. "The freezing Winds" lässt mich schon in der
Einleitung erschauern, so wird hier zwar mit ungewohnt zarten, fast lieblichen
Synthesizer Tönen gearbeitet, doch schon im nächsten Moment setzt eine
dämonische Stimme ein. Von der Geschwindigkeit und vom Soundgewand hätte der
Track wohl auch in den Gothic oder sogar in den langsamen Heavy Metal Bereich
gepasst. Der Rhythmus ist sehr trabend und so bekommt man gleich eine ganz
andere Sichtweise auf das Projekt Pestheim. Hier wird gezeigt, wie facettenreich
auch Black Metal sein kann, ohne ein Klischee zu erfüllen. "Vampirism (The Cult
of the Undead)" spielt dann mit Elementen, die ich erst gar nicht so schnell
erfassen konnte. Der Takt ist hier schneller gehalten, aber noch nicht so
präschend wie am Anfang, trotzdem sollte man auch hier mehrfach ein Ohr
riskieren, einfach um das Gesamtwerk zu ergründen. Pestheim ist etwas für Kenner
und etwas für Black Metal Fans, die das Besondere suchen. Denn immer wieder
kommt es in den einzelnen Tracks zu unerwarteten Wendungen oder es wird mit
andren Stilrichtungen gespielt. "Walpurigis Night" lässt mir einen leichten
Schauer über den Rücken laufen, denn hier zeigt sich, dass ein Musiker in der
Lage sein muss Bilder oder Gefühle in das Hirn des Hörers zu zeichnen, er muss
in der Lage sein Stimmungen zu erzeugen und diese aufrecht zu erhalten oder gar
ganz umzustoßen. Dieses bekommt man gerade bei Walpurgis Night am eigenen Leib
zu spüren, da hier die Ausrichtung des Klanggeflechtes doch ungewöhnlich ist, da
man zeitweilig sich dazu hinreißen lässt zu Glauben, dass hier zwei verschiedene
Spielweisen oder Musikarten übereinander liegen. "Wrath of the Nordic Hordes"
läutet eigentlich schon das nahende Ende des vorliegenden Langeisens ein, doch
man sollte sich auf den letzten Metern vor dem Ziel nicht zu sicher sein, denn
genau in diesen Momenten schlägt Pestheim noch einmal gewaltig zu und so gibt es
rasendes Schlagwerk, satanische Screams, aber auch melodiöse Klänge auf die
Ohren. Das Outro schließt dann das Kapitel "In the
mysterious Depths of the Forest" so wie es begonnen hatte.
Fazit:
Die Wege im Leben und in der Musik müssen nicht immer gerade verlaufen und so
muss, darf oder kann Black Metal auch sehr experimentell klingen. Pestheim
zeigt, das es mehr als eine Spielart gibt und das man auch gerne über den
Tellerrand hinausschauen darf. Fazit ist das Pestheim etwas für Leute ist, die
das Spezielle schätzen und einfach keinen Einheitsbrei wollen.
Line
Up:
MH Frost
Vocals, Keyboards, Guitar, Bass |
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Soundqualität: 7,5/10
Variation: 8,5/10
Cover: 7,5/10 Booklet: 0/10
Gesamt: 7,8/10
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