Das Leben
gleicht manchmal einem Labyrinth, es ist verwinkelt und kein Weg führt gerade
bis ans Ziel. Genau so kommt es mir bei dem Ein-Mann-Projekt Juliet´s Downfall
vor, denn als ich mir die Bandgeschichte und den Mann dahinter genauer ansah,
musste ich feststellen, das nichts ist wie es scheint und man um so manche Ecke
blicken muss um ein Gesamtbild zu erhalten. In diesem Review werden wir uns
bemühen diesen gordischen Knoten zu lösen und euch Juliet´s Downfall im vollen
Umfang vorstellen zu können. Daniel Oerter war vorher als Gitarrist bei der
saarländischen Death Metal Band Overture tätig, diese wurde 1996 gegründet und
schafft es 1997 ihr erstes Demo "Nocturnal Ablaze ... Of Waning Colours" auf
Kassette zu veröffentlichen. 1999 erscheint dann eine EP mit dem Namen "The Cup
of Hemlock", zudem herrscht reger Wechsel in der Bandbesetzung, sodass Overture
zu Grabe getragen wird. Im September 2008 und im Februar 2009 zieht es Daniel
Oerter ins Ruptured Silence Studios nach Trier, wo er sein Erstlingswerk "Trinity"
aufnimmt. Die 7 Songs haben autobiografischen Charakter und sollen eine
große Bandbreite an Stilen abdecken. Nach der Fertigstellung des Covers, schlägt
das Leben eine weiter Ecke und so erkrankt Daniel Oerter, bevor er sein Baby
richtig starten kann. 2010 sammelt das Multitalent noch einmal seine Kräfte und
steigt bei der Thrash / Death Metal Band "Menschenfresser" als Gitarrist ein,
doch wirklich Erfüllung findet sein unruhiger Geist nicht und so kommt es wie es
kommen musste 2014 beginnt das Herz von Juliet`s Downfall wieder zu schlagen,
mit großer Kraft und Dynamik klemmt sich der Musiker selber hinter die Promotion
für das noch im Tiefschlaf befindliche Album "Trinity", denn dieses soll nur den
Auftakt für ein weiteres Album mit dem aussagekräftigen Namen "Amber Vaults"
bilden, für welches schnellstmöglich die Texte geschrieben werden sollen, denn
tief in Daniel Oerter schläft ein Biest, welches ans Tageslicht will. Bis es
aber soweit ist kümmern wir uns um den Vorgänger und schauen was der Musiker uns
bisher vorenthalten hat.
Trinity hat
eine Spielzeit von knapp 30 Minuten und wurde allein von Daniel Oerter
eingespielt, er zeigt sich für alle Instrumente und den Gesang verantwortlich,
was eine Beschreibung nicht unbedingt einfacher macht, denn es ist immer ein
wenig anders, wenn man mehrere Musiker hört, die ein Gemeinschaftsprojekt
umsetzen. "Trinity" ist nicht nur der Name des Albums, sondern auch der
Eröffnungstrack, welcher düster und hart die Tür zum Silberling aufstößt. Die
Gitarre ist trabend gehalten und das Schlagwerk klingt sehr nach Computer, was
man an dieser Stelle nicht als negativ werten sollte. Der Track ist sauber
abgemischt und die Breaks sitzen ganz genau, zudem bekommt der Hörer so manche
nette Spielerei zu hören, welche sich beim einfachen durchlaufen lassen nicht
erschließt. Der Gesang ist sehr dunkel und bewegt sich zwischen Death Growls und
doch sehr modernen Ansätzen für 2009. "Requiem for Angels" weckte in mir vom
Namen her die Erwartung eines knallharten Deathkrachers und auch wenn das Stück
sehr melodiös beginnt, mit fast schleichendem, flüsterndem Gesang, so soll meine
Vorahnung nicht enttäuscht werden, denn auch hier geht es sehr dynamisch zu, es
wechseln schnelle Parts mit langsamen Passagen und auch wenn ich einige der
Übergänge sehr ungewöhnlich finde, so ergibt sich doch nach mehrmaligen Hören
ein Gesamtbild, welches durchaus ein klares Konzept in der musikalischen
Umsetzung erkennen lässt. "Requiem for Angels" ist kein Allerweltsstück und es
ist wirklich nötig sich ausgiebig mit der Umsetzung zu beschäftigen, da
ansonsten einiges verloren geht. Aber ich persönlich denke auch, dass es sich
hier nicht um Konsumware von der Stange handelt, sondern um eine ganz eigene
Interpretation der Musik. "Into the Muted Clouds" erarbeitet sich anfänglich
einen ganz neuen Weg, denn der Track wirk sehr variabel und die Umsetzung spielt
mit verschiedensten Elementen aus Death, Thrash und sogar Rock. Ganz klar ist,
dass Juliet´s Downfall nicht auf die massenkomplementäre Schiene aufspringt,
sondern auf eine individuelle Auslegung setzt. Trinity ist deshalb etwas für
Kenner, Genießer und Musikverrückte, die mal etwas hören wollen, was sich vom
Mainstream abhebt. "New Sounds for a new Age" zeigt erneut verschiedenste
Facetten, so erkennt man nicht nur Spuren von Power Metal, sondern es mischen
sich auch noch Fragmente drunter, die ich fast in den Nu Metal Bereich einordnen
würde. Immer wieder wechselt innerhalb des Songs die Geschwindigkeit und
Stimmung, von rockig verspielt, über blastige Passagen bis hin zu Deathlastigen
Elementen. Eine genaue Beschreibung ist hier auch nach mehreren Durchläufen sehr
schwer, da der Hörer immer wieder neue Sachen entdeckt und somit der Track
nichts von seiner Kraft verliert. "Icon" ist auf dem Album zweifelsfrei einer
der Songs, die mir am Besten gefallen, denn die Gitarre klingt, sowie auch der
Gesang teilweise sehr rotzig und nicht vollkommen glatt gebügelt. Zudem ist die
Geschwindigkeit im mittleren Bereich, wird aber immer wieder gebremst, um nach
einem gekonnten Break wieder anzuziehen. Was mich ein wenig stutzig macht, ist
das ich teilweise an Helikopter erinnert werde, dieses liegt aber wohl am
Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug. Wer jetzt sagt "Kann ja nicht sein" der
sollte selber mal in den Track rein hören, die Möglichkeit dazu habt ihr auf der
Facebook Seite von Juliet´s Downfall. "The Point of no Return" präscht durch die
Boxen und schlägt eine ganz neue Stimmung an, fast aggressiv und fordernd
verbinden sich Gesang und Gitarrenspiel. Nett ist immer wieder der klare Gesang,
welcher die Growls unterbricht und so eine ganz andere Dynamik in sich birgt.
Bisher zeigten die sechs Songs eine gewaltige Bandbreite an Spielarten und so
bin ich mir nicht sicher was mit dem Abschluss "Yielding the Silence" auf mich
zu kommt, um so mehr bin ich über die sanften, beschwichtigenden Töne erstaunt.
Ruhig plätschert der Regen, untermalt von Keyboard, Gitarre und Bass, fast schon
ein wenig wehmütig zeichnet der Song eine Gefühlslage, die der Hörer empfindet
wenn er den Track zum ersten Mal laufen lässt. Aber wer jetzt an eine reine
Ballade denkt, den muss man hier enttäuschen, denn auch hier spielt Daniel
Oerter mit verschiedenen Facetten und Elementen, die nur zusammen ein komplettes
Bild ergeben.
Fazit:
Juliet`s Downfall oder Daniel Oerter hat mit "Trinity" etwas
außergewöhnliches geschaffen, was ich in den letzten Jahren so noch nicht gehört
habe, das Album kann nicht durch einfaches Durchhören erfasst werden, sondern
der Hörer muss sich mit der Musik beschäftigen. Ansonsten gehen viele der
Facetten verloren, auch wenn einige der Breaks ungewöhnlich sind, so ergibt sich
im Großen und Ganzen gesehen ein einzigartiges Album. "Trinity" ist nichts für
Mainstream-Musik-Liebhaber oder für Freunde der glatten Heavy Metal Riffs, es
ist sehr komplex gehalten und wirkt daher auch nur richtig, wenn man etwas
"Arbeit" in den Genuss steckt. Abschließend kann man wohl gespannt sein, wie die
Umsetzung des Nachfolgealbums aussehen wird.
Line Up: Daniel Oerter - All Instruments and Vocals