Der Schwarzwald, um ihn ranken
sich viele traditionelle Sagen, genauso wie Mythen und überlieferte Geschichten.
Genau an diesem Ort begab sich 2004 die Band Finsterforst (Finsterforst ist ein
Synonym für Schwarzwald) auf geheimnisvolle Pfade und ich bin ihr gefolgt. Die
sieben kernigen Männer die im Pagan-Metal zu Hause sind produzierten ihre erste
Demo-EP „Wiege der Finsternis“ selbst. Da die Jungs damals noch keinen
Schlagzeuger hatte kam einfach ein Drumcomputer zum Einsatz, was dem Klang der
Musik keinen Abbruch tat. Die Scheibe erschien am 30.März 2006 und war so glaube
ich der erste Schritt in eine große Karriere. Leider gibt es wie in jeder
Bandgeschichte immer Hochs und Tiefs die ja aber nicht immer zwangsläufig
schlecht sein müssen. Über Worldchaos Produktions veröffentlichte man im Juli
2007 das Album „Weltenkraft“. Leider tauchten mit dem Label Probleme auf und
Finsterforst wechselten zu Einheit Produktion und zum Vorschein kam Anfang 2009
„Zum Tode hin“. Jetzt legten sich zwar die anfänglichen Probleme mit Woldchaos
und die Jungs waren bereit für die geplante Destroying Europe Tour wo man sie
zusammen mit Bands wie Shining, Gwydion und Ashaena sehen sollte. Aber der
Teufel machte sein Spiel, der Organisator kam weder seinen Verpflichtungen nach
noch hielt er sich an seine Verträge die Tour musste abgesagt werden. Ein Schlag
in die Magengrube für Finsterforst. Dann trennt sich Sänger Marco Schomas von
der Band sein Amt wird April 2010 von Oliver Berlin als neuem Frontmann
übernommen. Aber was dann folgte konnte sich sehen lassen, eine ausverkaufte EP
gepaart mit dem ersten Album und als Bonbon noch ein Bonuslied alles
zusammengefasst mit dem Titel „Uhrwerk“ erblickte die Öffentlichkeit am 28.Mai
2010. Ein besonderes Schmankel sollte hier noch erwähnt werden, Sevan Kirder
ehemaliges Mitglied der Band Eluveitie hatte auf dem Demo 2006 und den ersten
beiden Alben Gastauftritte. Ihr drittes Album Ratlos erscheint unter dem
österreichischen Plattenlabel Napalm Records, bei dem sie am 28.September 2012
unterschreiben und welches vielen Musikfans sicher bekannt sein dürfte. Ratlos
erscheint weltweit und wird auf mehreren Online-Plattformen als Album des Monats
gehandelt. Auch hagelt es durchweg positive Kritiken. Ihr Debüt haben
Finsterforst dann auf dem legendären Wacken Open-Air vor über 80.000 Zuschauern,
die ihnen Tribut für ihre Arbeit zollen. Mit Trollfest und Cryptic geht es dann
2014 auf die erste Europa-Tournee. Jetzt im Januar 2015 zog ihr fünftes Album
die großen Meilenstiefel an, sein Name: „Mach dich frei“. Das Video dazu könnt
ihr schon seit Dezember letzten Jahres auf dem YouTube-Kanal von Napalm Records
bestaunen. Bestaunen tue ich die Promofotos der Band Finsterforst. Der Fotograf
hat hier ganze Arbeit geleistet und kernige mit Schlamm verschmierte Männer in
einer gewaltige Panorama-, Landschaftsaufnahme zusammen geführt. Naturgewalt und
Schönheit zwischen düster und hell. Ich für meine Teil begebe mich nun auf die
mystischen Pfade mit Finsterforst und ihrem neuen Werk und tauche ein in eine
Liederwelt aus Liebe, Hass, Hoffnung, Gerechtigkeit, Zerstörung, Natur und
Sagen.
Zuerst betrachte ich mir das
Cover von „Mach dich frei“, und irgendwie fällt mir spontan der Film King Arthur
ein. Dort gibt es eine Kampfszene die auch auf dem Eis statt findet. Dort wird
das Böse auch von den Eisschollen verschlungen und eingeschlossen und das Gute
findet seinen Weg auf die Eisoberfläche. Dieses Cover vermittelt aber noch sehr
viel mehr, mach dich frei von Ballast der dich nach unten ins dunkle zieht und
dich im ewigen Eis einschließt. Kämpfe dagegen und „Mach dich frei“.
Meine Reise beginnt mit
„Abfahrt“, Klänge die einer Panflöte gleichen lassen mich dahin treiben. Ich
sitze auf einem Stein in Mitte eines satt grünen Waldes, aber irgendwie habe ich
die Angst im Nacken. Etwas Böses lauert, ein eisiger Hauch durchstreift die
Lichtung und der Wald verdunkelt sich. Los geht es mit „Schicksals End“, Gitarre
und Schlagzeug wirbeln mich herum und ziehen mich in den Schlund des Bösen. Ich
finde keinen Halt, die Musik legt ihre eisernen Klauen um meinen Hals.
Lebensabschnitte ziehen an meinem geistigen Auge vorbei, die viele verbrauchte
Zeit die ich in die falschen Leute investiert habe die sich meine Freunde
nannten. Alles scheint jetzt so klar. Es beginnt meine „Zeit für Hass“, nein
kein sinnloses mehr treiben lassen. Ich trompete zum Angriff sammle all meine
Stärke und stimme mit ihr im Gleichgesang ein. Es beginnt die Zeit der
Abrechnung mit der von der Gesellschaft vorgegebenen Norm, dem aufgesetzten
Lächeln, dem schlucken und akzeptieren. Nachdem „Im Auge des Sturms“ war, kommt
mein Ich zur Ruhe ich liege eingebettet in wunderbare Gitarrenklänge nach einem
harten Kampf und lecke meinen Wunden mit deren Narben ich immer ein Mahnmal
haben werde. Mein Panzer fällt „Mach dich frei“, ich werde gegen das was mich
einschließt und fest hält weiter angehen, meine Ohren sind nun offen für das was
um mich passiert. Ich beginne zu lernen was geheuchelt und was wahr ist zu
unterscheiden. Jetzt geht es „Mann gegen Mensch“, Mitstreiter um das Lagerfeuer
versammelt die Becher zum Anstoßen in den Himmel gestreckt. Zu lange musste ich
Seelenqualen leiden, Verachtung ertragen. Bei der „Reise zum...“, begleiten mich
wieder Panflötenklänge und ein plätschernder Bach, der Streifzug geht vorbei an
gefallen Missgünstigen, verlorenen Träumen und verschwendeter Zeit. Aber
trotzdem hinauf zur Bergspitze. „Fensterforst“, hat das Dunkle darin für mich
nun seinen Schrecken verloren?. Mein ehemaliger Rückzugsort wo die geächteten
leben eingeschlossen in Hass umgeben von schweren Ketten. Mein Tag neigt sich
dem Ende zu, ich kehre nach Hause zurück frei und ohne Ballast. Mein Lebensweg
wird noch einige Jahre dauern, aber in den dunklen Wald werden Sonnenstrahlen
fallen.
Fazit: Finsterforst
erzählen Geschichten mit mystischen Geschöpfen gepaart mit der Naturgewalt. Die
meisten ihrer Lieder haben Überlänge, das stört aber überhaupt nicht, da sich
der Hörer von den Klängen einfangen lässt. Sie haben es verstanden mit rauer
Metalstimme und eingängiger Melodie die sich im Kopf jedes Einzelnen zu einer
Geschichte formt ein Album zu erschaffen welches einmalig ist. Bei hören sollte
jeder mal nachdenken wo er sich befindet im dunkeln Wald oder schon auf der
Lichtung. Interessante Frage oder nicht?
Line Up:
Oliver Berlin - Gesang,
Johannes Joseph - Akkordeon und Gesang,
Tobias Weinreich - Bass,
Cornelius „Wombo“ Heck - Drums,
Sebastian „AlleyJazz“ Scherrer - Keyboards,
David Schuldis - Rhythmusgitarre,
Simon Schillinger - Rhythmus- und Akustikgitarre