Review Finsterforst - Mach dich Frei

Finsterforst - Mach dich Frei (23.01.2015)

 

Der Schwarzwald, um ihn ranken sich viele traditionelle Sagen, genauso wie Mythen und überlieferte Geschichten. Genau an diesem Ort begab sich 2004 die Band Finsterforst (Finsterforst ist ein Synonym für Schwarzwald) auf geheimnisvolle Pfade und ich bin ihr gefolgt. Die sieben kernigen Männer die im Pagan-Metal zu Hause sind produzierten ihre erste Demo-EP „Wiege der Finsternis“ selbst. Da die Jungs damals noch keinen Schlagzeuger hatte kam einfach ein Drumcomputer zum Einsatz, was dem Klang der Musik keinen Abbruch tat. Die Scheibe erschien am 30.März 2006 und war so glaube ich der erste Schritt in eine große Karriere. Leider gibt es wie in jeder Bandgeschichte immer Hochs und Tiefs die ja aber nicht immer zwangsläufig schlecht sein müssen. Über Worldchaos Produktions veröffentlichte man im Juli 2007 das Album „Weltenkraft“. Leider tauchten mit dem Label Probleme auf und Finsterforst wechselten zu Einheit Produktion und zum Vorschein kam Anfang 2009 „Zum Tode hin“. Jetzt legten sich zwar die anfänglichen Probleme mit Woldchaos  und die Jungs waren bereit für die geplante Destroying Europe Tour wo man sie zusammen mit Bands wie Shining, Gwydion und Ashaena sehen sollte. Aber der Teufel machte sein Spiel, der Organisator kam weder seinen Verpflichtungen nach noch hielt er sich an seine Verträge die Tour musste abgesagt werden. Ein Schlag in die Magengrube für Finsterforst. Dann trennt sich Sänger Marco Schomas von der Band sein Amt wird April 2010 von Oliver Berlin als neuem Frontmann übernommen. Aber was dann folgte konnte sich sehen lassen, eine ausverkaufte EP gepaart mit dem ersten Album und als Bonbon noch ein Bonuslied  alles zusammengefasst mit dem Titel „Uhrwerk“ erblickte die Öffentlichkeit am 28.Mai 2010. Ein besonderes Schmankel sollte hier noch erwähnt werden, Sevan Kirder ehemaliges Mitglied der Band Eluveitie hatte auf dem Demo 2006 und den ersten beiden Alben Gastauftritte. Ihr drittes Album Ratlos erscheint unter dem österreichischen Plattenlabel Napalm Records, bei dem sie am 28.September 2012 unterschreiben und welches vielen Musikfans sicher bekannt sein dürfte. Ratlos erscheint weltweit und wird auf mehreren Online-Plattformen als Album des Monats gehandelt. Auch hagelt es durchweg positive Kritiken. Ihr Debüt haben Finsterforst dann auf dem legendären Wacken Open-Air vor über 80.000 Zuschauern, die ihnen Tribut für ihre Arbeit zollen. Mit Trollfest und Cryptic geht es dann 2014 auf die erste Europa-Tournee. Jetzt im Januar 2015 zog ihr fünftes Album die großen Meilenstiefel an, sein Name: „Mach dich frei“. Das Video dazu könnt ihr schon seit Dezember letzten Jahres auf dem YouTube-Kanal von Napalm Records bestaunen. Bestaunen tue ich die Promofotos der Band Finsterforst. Der Fotograf hat hier ganze Arbeit geleistet und kernige mit Schlamm verschmierte Männer in einer gewaltige Panorama-, Landschaftsaufnahme zusammen geführt. Naturgewalt und Schönheit zwischen düster und hell.  Ich für meine Teil begebe mich nun auf die mystischen Pfade mit Finsterforst und ihrem neuen Werk und tauche ein in eine Liederwelt aus Liebe, Hass, Hoffnung, Gerechtigkeit, Zerstörung, Natur und Sagen.

Zuerst betrachte ich mir das Cover von „Mach dich frei“, und irgendwie fällt mir spontan der Film King Arthur ein. Dort gibt es eine Kampfszene die auch auf dem Eis statt findet. Dort wird das Böse auch von den Eisschollen verschlungen und eingeschlossen und das Gute findet seinen Weg auf die Eisoberfläche. Dieses Cover vermittelt aber noch sehr viel mehr, mach dich frei von Ballast der dich nach unten ins dunkle zieht und dich im ewigen Eis einschließt. Kämpfe dagegen und „Mach dich frei“.

Meine Reise beginnt mit „Abfahrt“, Klänge die einer Panflöte gleichen lassen mich dahin treiben. Ich sitze auf einem Stein in Mitte eines satt grünen Waldes, aber irgendwie habe ich die Angst im Nacken. Etwas Böses lauert, ein eisiger Hauch durchstreift die Lichtung und der Wald verdunkelt sich. Los geht es mit „Schicksals End“, Gitarre und Schlagzeug wirbeln mich herum und ziehen mich in den Schlund des Bösen. Ich finde keinen Halt, die Musik legt ihre eisernen Klauen um meinen Hals. Lebensabschnitte ziehen an meinem geistigen Auge vorbei, die viele verbrauchte Zeit die ich in die falschen Leute investiert habe die sich meine Freunde nannten. Alles scheint jetzt so klar. Es beginnt meine „Zeit für Hass“, nein kein sinnloses mehr treiben lassen. Ich trompete zum Angriff sammle all meine Stärke und stimme mit ihr im Gleichgesang ein. Es beginnt die Zeit der Abrechnung mit der von der Gesellschaft vorgegebenen Norm, dem aufgesetzten Lächeln, dem schlucken und akzeptieren. Nachdem „Im Auge des Sturms“ war, kommt mein Ich zur Ruhe ich liege eingebettet in wunderbare Gitarrenklänge nach einem harten Kampf und lecke meinen Wunden mit deren Narben ich immer ein Mahnmal haben werde. Mein Panzer fällt „Mach dich frei“, ich werde gegen das was mich einschließt und fest hält weiter angehen, meine Ohren sind nun offen für das was um mich passiert. Ich beginne zu lernen was geheuchelt und was wahr ist zu unterscheiden. Jetzt geht es „Mann gegen Mensch“, Mitstreiter um das Lagerfeuer versammelt die Becher zum Anstoßen in den Himmel gestreckt. Zu lange musste ich Seelenqualen leiden, Verachtung ertragen. Bei der „Reise zum...“, begleiten mich wieder Panflötenklänge und ein plätschernder Bach, der Streifzug geht vorbei an gefallen Missgünstigen, verlorenen Träumen und verschwendeter Zeit. Aber trotzdem hinauf zur Bergspitze. „Fensterforst“, hat das Dunkle darin für mich nun seinen Schrecken verloren?. Mein ehemaliger Rückzugsort wo die geächteten leben eingeschlossen in Hass umgeben von schweren Ketten. Mein Tag neigt sich dem Ende zu, ich kehre nach Hause zurück frei und ohne Ballast. Mein Lebensweg wird noch einige Jahre dauern, aber in den dunklen Wald werden Sonnenstrahlen fallen.

Fazit: Finsterforst erzählen Geschichten mit mystischen Geschöpfen gepaart mit der Naturgewalt. Die meisten ihrer Lieder haben Überlänge, das stört aber überhaupt nicht, da sich der Hörer von den Klängen einfangen lässt. Sie haben es verstanden mit rauer Metalstimme und eingängiger Melodie die sich im Kopf jedes Einzelnen zu einer Geschichte formt ein Album zu erschaffen welches einmalig ist. Bei hören sollte jeder mal nachdenken wo er sich befindet im dunkeln Wald oder schon auf der Lichtung. Interessante Frage oder nicht?

 

Line Up: Oliver Berlin - Gesang, Johannes Joseph - Akkordeon und Gesang,
Tobias Weinreich - Bass, Cornelius „Wombo“ Heck - Drums,
Sebastian „AlleyJazz“ Scherrer - Keyboards, David Schuldis - Rhythmusgitarre,
Simon Schillinger - Rhythmus- und Akustikgitarre

 

 

Soundqualität: 10/10                Variation: 9,5/10                      Cover: 9/10         Booklet: 8/10
Gesamt: 9,5/10


Facebook: https://www.facebook.com/FinsterforstOfficial
Homepage: http://www.finsterforst.de

 

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