Let the Flame burn - Inklusion muss laut sein

Inklusion muss laut sein

Der Sommer naht und tausende von Besuchern werden auf den Festivals erwartet unter ihnen sind natürlich auch Menschen mit Handicap, deren Leidenschaft für die Musik und Stimmung, sie so manche Hürde überwinden lassen. Der Veranstalter des Metal Frenzy wies New-Metal-Media jetzt auf eine ganz besondere Besucherin hin, die ungewöhnlich-normal ist. Was damit gemeint ist? Erfahrt es selber in unserer Reportage Let the Flame burn...

Das Leben ist nicht immer einfach und geht ungewöhnliche Wege und so ist es wichtig auch bei einem Schicksalsschlag nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern mit Stärke seinen Weg im Leben weiter zu gehen. Eine starke Persönlichkeit im Metal durften wir in der New-Metal-Media Familie durften wir jetzt kennen lernen und ihre Geschichte ist besonders, aber für sie mittlerweile völlig normal.

NMM: Hallo Silke, schön das wir dich im Gespräch begrüßen dürfen, wie bist du zur Musik der härteren Gangart gekommen und was verbindest du damit?

Silke: Das habe ich meiner weltbesten Freundin Geli zu verdanken. Wir kennen uns dieses Jahr 30 Jahre und Geli hörte damals schon Metal. So bin ich also zum Metal gekommen. Mit Metal bin ich also sozusagen aufgewachsen und ein Leben ohne Metal ? Never ever !!! Zur Zeit höre ich gerne Amon Amarth, aber auch Metallica, Anthrax, ACDC, Equilibrium. Kommt immer ganz auf meine Stimmung drauf an. Meine letzten Konzerte sind leider schon lange her. 2012 war ich bei Napalm Death in Magdeburg oder auch bei Obituary in Braunschweig. 2013 war ich auf dem Elbriot in Hamburg! Hat mir echt sehr gut gefallen und dieses Jahr fahre ich wieder hin. Ich freu mich schon! Dieses Jahr fahre ich auch zum ersten Mal zum Frenzy und bin schon echt gespannt!

NMM: Mit dem Metal Frenzy sind wir ja schon beim Thema, denn Robert, der Veranstalter, hat uns auf dich aufmerksam gemacht und ich fand, die Bilder und die damit verbundene Geschichte, sagen wir mal sehr beeindruckend und inspirierend. Aber erzähl einfach mal selber etwas drüber.

Silke: Ich habe eine Prothese. Grund für meine Amputation war eine zu spät erkannte arterielle Thrombose und Durchblutungsstörungen. Ich habe mich bewusst für meine Amputation entschieden. Ich wollte keine Schmerzen mehr haben und wieder leben! Und bereue diese Entscheidung nicht, außerdem hatte ich auch keine andere Wahl. Ganz im Gegensatz zu meiner Prothese. Ich hatte im Internet schon coole Prothesen gesehen, mit tollen Motiven auf dem Schaft . Ich hab mir viele Gedanken gemacht und so kam mir die Idee mit dem T-Shirt vom Frenzy. Ich hatte ja schon vorher Kontakt mit Robert und so schrieb ich ihm meine Idee, woraufhin er mir ein T-Shirt sponserte. Danke nochmal dafür! Und nun ist auch endlich meine Badeprothese "Frenzy" fertig und ich finde sie echt cool!

NMM: Es ist beeindruckend wie locker du mit dem Thema umgehst, denn viele Menschen, die ein Handicap nicht von Geburt an haben, müssen erst lernen damit umzugehen, dieses ist aber nicht immer leicht.

Silke: Für mich ist das Thema Handicap und Konzerte noch ziemliches Neuland. Ich bin erst seit August 2014 unterschenkelamputiert und bin noch in der Anpassungsphase mit meiner Prothese, aber es klappt immer besser mit dem Gehen. Ich denke mal das größte Hindernis wird sein, wenn es nicht behindertengerecht ist. Treppen zu gehen mit Krücken ist eine Herausforderung, das können bestimmt viele bestätigen. Oder wenn es keine Rampen für Rollstuhlfahrer gibt.  Aber es wird ja immer mehr auf uns gehandicapte eingegangen und dafür bin ich sehr dankbar. Für mich bedeutet meine Prothese eine Herausforderung  und beeinflusst auch sicherlich meinen Alltag. Ich möchte gerne mein altes Leben wieder leben, mit Prothese natürlich. Ich möchte wieder arbeiten gehen, Konzerte und Festivals besuchen, schwimmen und klettern gehen und und und ! Das ist alles  nicht immer so einfach, aber dank meiner Familie und meinen Freunden klappt das schon recht gut. Besonders mein Verlobter stärkt mir den Rücken,  macht mir Mut und gibt mir Kraft! Allein dafür lohnt es sich zu kämpfen!

Schön wäre es, wenn man uns ganz normal behandelt, aber auch Rücksicht auf uns nimmt, wenn es angebracht ist.  Es parken auch immer wieder Gesunde auf denn Behindertenparkplätzen. Für mich wäre es auch vorteilhafter näher am Eingang parken zu können, mehr Platz zum aussteigen zu haben, aber ich kriege keinen Ausweis.

(Anmerkung der Redaktion "Ein Parkausweis ist auf einem Parkplatz für Menschen mit Behinderung nur dann erforderlich, wenn dieses auch extra unter dem Verkehrszeichen ausgewiesen ist. Laut Straßenverkehrsordnung, sind die Parkplätze nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern für Menschen mit starken Einschränkungen im Bewegungsapparat, hierzu können auch Konzertbesucher mit einer Amputation gehören. Bei dem Rollstuhlzeichen auf den Schildern handelt es sich um ein Piktogramm, welches anzeigen soll, dass es sich um Parkmöglichkeiten für Menschen mit Handicap handelt, leider wird dieses fälschlicherweise immer als "Rollstuhlfahrer-Parkplatz" ausgelegt. Korrekt wäre eben die Bezeichnung Parkplatz für Menschen mit nachgewiesenen starken Bewegungseinschränkungen, sowie Blinde. §46 STVO)

NMM: Wir nähern uns mit großen Schritten der Festival-Saison, was Schmutz, Hitze und vielleicht gesonderte Probleme für Prothesenträger bedeutet. Was ist in diesem Fall wichtig und was kannst du Betroffenen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?

Silke: Es ist wichtig, dass man einen guten Orthopädietechniker hat, der schnell reagiert, wenn die Prothese nicht passt. Eine Druckstelle kann sehr schnell unangenehm werden und weh tun. Im Sommer schwitzt man sicherlich schneller unter dem Liner, aber die Haut gewöhnt sich immer besser daran und passt sich an. Anfangs habe ich den Liner ausgezogen und meinen Stumpf abgetrocknet. Die Pflege ist genauso wichtig wie die gute Passform vom Schaft. Wenn alles gut passt, dann stehen einem alle Möglichkeiten wieder offen. Eine gewisse Portion Ehrgeiz gehört natürlich dazu. Im Schaft wird ein Unterdruck erzeugt und so hält dann auch die Prothese, damit sie nicht abfällt beim Gehen.

NMM: Wir wünschen dir auf jeden Fall viel Spaß auf den kommenden Festivals, was machst du um die Zeit bis dahin zu überbrücken?

Silke: In meiner Freizeit lese ich sehr gerne. Zur Zeit lese ich "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" von Gaby Köster. Es gibt aber auch gute Bücher , die mit Metal zu tun haben ( Jungsmusik, Black Mandel ,.... ) . Die Story muss mich interessieren, das kann auch ein Mord in der Kirche sein oder ähnliches.Ansonsten verbringe ich gerne meine Zeit mit meinen Tieren. Ich habe 2 Kater, 3 Katzen, 3 ägyptische Wüstenrennmäuse und seit Anfang des Jahres 2 Stallhasen, die ich vorm Schlachten gerettet habe. Ich liebe Tiere und am liebsten hätte ich noch mehr. Ich verbringe gerne meine Zeit im Garten und fahre gerne mit meinem Cabrio durch die Gegend! Auto fahren bedeutet für mich Freiheit, immerhin konnte ich n 3/4 Jahr kein Auto fahren. Außerdem verbringe ich sehr gerne meine Zeit an der Seite von meinem Verlobten oder gehe auch mal gerne gemütlich Essen mit meinen Freunden.

 

 

 

 

 

 

 

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