Let the Flame burn

In den letzten Jahrzehnten hat sich gerade die lokale Metalszene stark verändert, einer Vielzahl an Bands steht eine geringe Zahl an Locations und Festivals gegenüber. In einer neuen Reportagen Reihe werden wir die Metalszene in verschiedenen Bundesländern beleuchten, mit Bands, Veranstaltern, Locations, Fans und Magazinen sprechen, um ihre Sicht der Dinge zu erfahren. Wir möchten allen die Möglichkeit bieten, sich auch außerhalb ihrer Region zu präsentieren. Für Teil zwei konnte New-Metal-Media Thomas den Veranstalter des In Flammen Open Airs gewinnen.

Stell einmal dein Festival vor und wie du dazu gekommen bist selber etwas zu veranstalten.

Hallo Ron, vielen dank erstmal für Dein Interesse am IN FLAMMEN. Ein seit 2006 bestehendes Metal-Festival. Angefangen hat alles im Jahr 2004 als reine Klubkonzertreihe von jährlich 4-5 Konzerten. Davor organisierte ich echt geile und irgendwo unvergessene Metal-Disco Abende. Echt irre was da so abging :). Zum Glück kam davon nicht alles an die Öffentlichkeit. Und wenn doch:) Ha. Schon immer war ich in der Szene, mit eigener Band oder als Fan aktiv, da war es vielleicht eine logische Schlussfolgerung eines Tages selber Konzerte zu organisieren. Ein Klub sprach mich diesbezüglich an und ich nutzte die Möglichkeit und bestehende Kontakte zu Bands um den Grundstein zum IN FLAMMEN zu legen.

Wie ist die lokale Bandszene bei euch aktiv, sprich wie groß ist der Ansturm auf euer Festival. Sind genügend Fans vorhanden?

Torgau liegt ca.50km östlich von Leipzig. Eine schöne Stadt mit einer sehr überschaubaren Szene. Die ersten Jahre des IN FLAMMEN Open Air gestalteten sich extrem schwierig. Da bemerkt man das ein Klubkonzert doch eine ganz andere Geschichte ist und ein Open Air doch einiges mehr an Aufwand/Energie abverlangt. Umso mehr kommt man ins Grübeln, wenn zu den ersten Open Air Veranstaltungen mit je 17 großartigen Bands weniger Besucher kommen wie bei einem Klubkonzert mit 4 Bands. Ich organisiere/finanziere das Festival im Grunde alleine. Und die ersten Jahre gingen finanziell mächtig daneben. Aber egal. Es ist mein Hobby und Hobbys kosten nun mal Geld. Seit 2 Jahren hilft mir der Randy bei grafischen Dingen,  ich bastel zwar selber gerne herum, aber warum nicht und mein Cousin kümmerte sich von Anfang an um meine Homepage da ich null Ahnung davon habe. Die Grafiken und wie/wo/was musste er schön nach meinen Vorstellungen umsetzen. Ha..

Ich muss manchmal schmunzeln wenn Leute glauben das hinter dem IFOA ein typischer Verein mit zig Mitgliedern hängt oder gar eine Firma. Und noch lustiger ist es wenn ich, wie oft zu sehen an irgendwelchen Festivals/Konzerten stehe und Leuten meine Flyer persönlich in die Hand drücke und sie glauben ich wäre ein Helfer und Flyerverteiler. In der Region weiß sicher jeder, wer da die Flyer verteilt.. Aber ich bin diesbezüglich in allen Ecken Deutschlands unterwegs. Da fängt man auch so manch lustige Kommentare auf oder wird blöd vollgequasselt. Es entwickeln sich ja auch lustige Standartsprüche bei den Leuten um Flyer abzuwimmeln. Selber halte ich mich schön bedeckt und freu mich über Fragen ob ich auch hingehen würde :) Wie auch immer. Steckt im IFOA meine gesamte Energie. Grund auch warum ich die Klubkonzerte so gut wie abgelegt habe und nur noch 1 max 2 im Jahr nebenher organisiere. Meine gesamte Aufmerksamkeit soll dem Open Air gewidmet sein.

Welche Festivals gibt es bei euch, herrscht hier Konkurrenzdenken oder gibt es sogar Partnerfetivals?

Ich sehe im Grunde keine Konkurrenz hier. Es gibt ein paar gute Festivals im „näheren“ Umkreis (Moshers/Protzen/Gahlen/Party.San) zu dessen Veranstaltern  ich guten Kontakt habe. Zudem gehören die Metalheadz Leipzig und die Leute der Scheddel Crew Leipzig zum engeren Kreise. Welche zum einen sehr sehr gute Veranstaltungen organisieren und mächtig Alarm in der Szene mache. Und zum anderen erhalte ich von ihnen große Unterstützung bei Werbung etc für das IN FLAMMEN Open Air. An dieser Stelle VIELEN DANK.

Mit welchen Problemen hat ein Festival bei euch zu kämpfen, da ich denke das ein Festival ja mit vielen Kosten und Auslagen verbunden ist?

 in Festival wie das IFOA Open Air hat immer erstmal mit den Kosten zu kämpfen. Mir fehlt die Zeit um mich um Sponsoren etc zu kümmern. Und die Gema ist noch das kleinste Übel. Die Werbung/Unterkünfte/Shuttle teilweise Flüge und das Drumherum frisst enorm. Da gehen schon mehrere Tausend Euro weg ohne das eine einzige Band bezahlt ist. Das funktioniert am Ende nur wenn mir die Besucher treu sind und wiederkommen. Und dennoch versuche ich auch preislich alles extrem Fannah zu gestalten. Man bedenkt. Die Leute haben 2012 Bands wie OBITUARY / BENEDICTION / CROWBAR und viele mehr für 28Euro im VVK sehen und dazu noch ihre mitgebrachten Getränke mit zur Bühne nehmen können. Eine Katastrophe aus wirtschaftlicher Sicht. :) Wo gibt es das? Schade find ich dann wenn man an der Abendkasse das ganze in Richtung Realität rückt und wegen ein paar Euro mehr gemeckert wird. Aber dazu fehlt den Leuten einfach das Wissen was der ganze Spaß eigentlich kostet. Aber das müssen sie auch nicht. Sie sollen sich wohl und frei fühlen.  

Das IN FLAMMEN steht für sich.. Geht einen klaren Weg der Freiheit, welchen Festivalbesucher, wie auch Bands erleben und so in Deutschland nur schwer ein zweites Mal zu finden ist. Bewusst möchte ich den Leuten zeigen das es auch anders gehen kann. Fernab von jeglichem Kommerz. Man muss die Leute nicht umzäunen, um auch den letzten Cent an der Bar/Merch oder Catering abzufangen. Und es kann funktionieren solange die Leute wiederkommen. Seit den letzten 3-4 Jahre ist Jährlich eine gehörige Portion Wachstum zu erkennen, was zeigt, das diese Philosophie angenommen wird und der Weg richtig sein muss. Zudem findet das IN FLAMMEN Open Air auf einem genialen Gelände statt. Umgeben von Natur und dennoch sind wichtige Dinge wie Einkaufsmöglichkeiten etc in direkter Umgebung vorhanden.

Für mich selber hatte Metal nie etwas mit Geld zu tun. Als Band war mir wichtig zu spielen.. Als Veranstalter versuche ich alles so zu machen wie es mir auch als Band bzw. Fan gefallen würde. Und dafür gebe ich alles was mir nur möglich ist. Zeit/Geld/Energie..

Ein wichtiger Punkt ist immer die Nebenkosten, die entstehen und die Fans und Besucher nicht sehen, welche Kosten schlagen sich auf Karten nieder, welche versuchst du zum Beispiel durch ehrenamtliche Arbeit möglichst gering zu halten?

Grundsätzlich habe ich für die Tage sehr sehr einsatzfreudige und nette Helfer. Ohne diese würde das Ganze nicht funktionieren. Da könnte ich vorbereiten was ich wollte. Sehr sehr große Achtung und Danke an die gesamte Crew und jeden, der das IFOA mit seinen Möglichkeiten unterstützt. Ich bin kein großer Geschäftsmann. Ich denk mir einen Preis aus und dann geht es los :). Immer mit der Hoffnung das alles am Ende gut geht.. Ich schlage keine Gebühren auf den Preis. Es sind Versandkosten etc. enthalten. Ich sitze am Wochenende stellenweise stundenlang da und tüte eigenhändig die Tickets ein. Freue mich beim Blick auf die Adresse und überleg wo der Ort wohl sein wird….Naja.. Und auch lass ich mir keinen Schwachsinn wie „Frühkommerpauschale“ einfallen. Kleiner Wink mit dem Zaunspfahl. In meinen Augen eine Frechheit und die  totale Fanverarsche. Aber solange Geier den Hals nicht voll genug bekommen und die Leute es bezahlen. Leider gibt es die Angesprochene Veranstaltung 2013 nicht mehr.. Ich wäre dafür gewesen das alle Besucher welche zeitig anreisen mit ihren Autos bis 0:01 vor den Toren stehen bleiben und hätte mich über das betteln des Veranstalters gefreut, dass die Leute doch das Gelände betreten um kein noch größeres Chaos zu verursachen. Vielleicht hätten dann sogar die Besucher Geld dafür bekommen wenn sie denn hineinfahren:) Das wäre mal ein Versuch wert gewesen :).. Aber wie es so ist mit Leuten ist, es geht nicht um Preis/Leistungssieger :) SINNLOS und stellenweise wirklich Schade um die Szene.

Wie hälst du es mit der Bandgestaltung auf deinem Festival?

Wie es so ist im wilden Osten, steht im Underground sehr viel Brutal Death / Black Metal und Grind Core auf dem Programm.. Es gibt auch Klubs in denen anderes läuft. Ich versuche mit dem IFOA einen schönen Mix quer durch den musikalischen Gemüsegarten der Extreme zu finden. Schubladentanzveranstaltungen sind nicht so ganz meins. Und Metal besteht nicht nur aus dem einen oder anderen. So geht es vom klassischen Heavy Metal über Thrash / Black bis zum Grindcore und gerne überrasche ich die Leute mit Bands, welche so nicht oft auf so einem Festival zu sehen sind. Wie eben 2012 CROWBAR oder EKTOMORF 2013. Oder mal eine Ozzy CoverBand. Das ist nicht immer Jedermanns Sache. Doch der Party tut es gut und es lockert die Stimmung auf. Wem es nicht gefällt, für den gibt es an der Bar zur Froschkotze die Möglichkeit niederzulassen :)

Was immer mehr in der Metalszene zu beobachten ist, ist das es immer mehr Pay to Play gibt, sprich Bands müssen sich ihre Auftritte erkaufen. Wie beurteilt ihr die Lage, ist dies gerechtfertigt?

Pay to Play ist ein Standart bei Tourneen von Bands. Leider haben sich auch Veranstalter von Festivals, die dies zur Tugend gemacht haben. Ich find eine Balance gut, wenn man Bands die Möglichkeit gibt zu spielen und ihnen einen Betrag X gibt, wenn sie sich beim Ticketverkauf mit einbringen würden, dann ist das eine faire Sache.. Verwerflich finde ich wenn man einen Auftritt einer Band ausschließlich mit dem Ticketverkauf verknüpft. Dies sogar als Rausschmissverfahren gestaltet sollten nicht genug Tickets verkauft werden etc. Das ist reine Verarsche und zeigt, dass eigentlich kein Interesse an der Band besteht. Nur an den Ticketverkäufen..Pffff..Muss schmunzeln wenn ich mir überlege wie viele Tickets wohl bei einschlägig Bekannten Festivals auf diese Art verkauft werden, wie viel die kleinen Bands durch Voting und Schnick Schnack zur Kostenminimierung beitragen. Den Veranstaltern auf diese Art massig Kontaktdaten gratis zugespielt werden. Ich stell mir dann die Frage. Wie groß wären diese Veranstaltungen eigentlich noch, wenn es diese Verfahren nicht geben würde.

Ein Witz wahrscheinlich. Und niemand der Leute dahinter hätte Interesse es aus eigener Kraft zu tragen. Schön auf den Schultern der kleinsten Austragen. Mit der Hoffnung spielen.. SCHRECKLICH !!! so..Und nun genug davon :)

Was unterscheidet euer Festival von anderen Festivals und wo liegen die Ziele für die Zukunft?

Der grundsätzliche Unterschied ist wohl die ungeahnte Freiheit welche Besucher erleben. Sich vollkommen frei zu bewegen zu können ohne dabei durch Securityschleusen geschickt zu werden. Am Donnerstag dem 04.07…dem Anreisetag findet die bereits jetzt, 8 Monate vor Beginn !!, restlos ausverkaufte Warm up Party auf einem Dampfer bei einer 4 stündigen Elbfahrt statt. 70.000kg pure extrem Metal :) sozusagen. Der exklusivere Gegenpart zur Karibikfahrt :) Weil hier nur wenige dabei sein werden und mit Live Bands eine super Party an Bord erleben.. Dies verknüpft mit einem Festival ist absolut einzigartig in ganz Deutschland. Wer die Party zu Wasser nicht miterlebt kann dennoch am Donnerstag anreisen und auf dem Gelände mit den anderen feiern. Und bekanntlich werden bereits die ersten am Montag die Zelte aufschlagen. Weil es einfach schön ist dort zu verweilen :)

Das IN FLAMMEN Gelände befindet sich umhüllt von der Natur. Die Leute Zelten & Parken direkt am Auto. Fallen mehr oder weniger direkt vor die Bühne welche von Bäume umschlossen ist. Dies sorgt bei Sonnenschein für wohltuenden Schatten. Manch einer macht es sich samt Liegestuhl dort bequem und lauscht den Bands.. Während andere vor der Bühne abgehen. Alles in allem einfach herrlich familiär und friedlich. Einfach EXTREM Fannah – EINZIGARTIG mit der Schifffahrt am Anreisetag und ANDERS durch erlebte Freiheit.

Und. Ich habe mir für 2013 etwas einfallen lasse was es so noch auf keinem Metal-Festival gegeben hat!!! Ich freu mich auf die Gesichter der Besucher. :)

Was ist das größte Problem, wenn sich Bands bei euch bewerben? Wie siehst du die Entwicklung der Musiklandschaft in Bezug auf die Qualität und Menge an Bands die bei euch auftreten wollen?

Bewerben kann  sich grundsätzlich jede Band und zu jeder Zeit. Das Problem ist derzeit die Masse. Ich habe jährlich ca. 300-400 Bewerbungen. Tendenz steigend und nur 25 Slots, welche zu vergeben sind. Da wird es schwer bzw. ist unmöglich jedem gerecht zu werden. Wie auch. Zudem spielen auf dem IFOA meistens Bands welche mir auf meinen Wegen durch die Konzerthallen im Kopf geblieben sind. Mich beeindruckten und die ich unbedingt auf der meiner Bühne sehen will. Ich unterstütze sehr gerne den lokalen Underground und hole auch immer relativ unbekannte Bands aus der Ferne. Das ganze gespickt mit großen Namen wie in den letztens Jahren (ASPHYX / EISREGEN / DEICIDE / BELPHEGOR / OBITUARY / BENEDICTION / CROWBAR u.v.a.) oder 2013 CRYPTOPSY / GRAVE / EXHUMED / ENDSTILLE / EKTOMORF u.v.a.

Eine intakte Musikszene sollte auch außerhalb von facebook funktionieren, wie ist bei euch die Vernetzung der Metalfans miteinander?

Ich glaube das die Szene ganz gut funktioniert. Kleine Hefte und sehr viel Mund zu Mund Propaganda. Hier und da gibt es sehr gute Klubs und Kneipen. Helheim Leipzig / Skullcrusher Dresden fallen mir hier auf Anhieb ein. Da ich in Stuttgart Arbeite und mir nicht soviel Zeit bleibt ist mein Gesicht nicht so oft zu sehen.

Die Möglichkeiten eine Szene zu beleben hängt aus meiner Sicht immer mit den Leuten zusammen. Wie bereit sind die Leute ihre Wohnungen zu verlassen. Auf Konzerten sieht man doch größtenteils immer die selben netten Gesichter. Wo es doch einiges mehr an Potential vorhanden sein sollte. Doch viele bleiben einfach daheim wenn mal ein Konzert ist. Aber es ist die Zeit, eben das Überangebot an Veranstaltungen und Bands. Dennoch hat aus meiner Sicht alles seine Berechtigung und schön zu sehen wenn hier und da etwas organisiert wird.

Vielen Dank an dieser Stelle noch an dich Ron. DANKE für jegliche Unterstützung

Wer mehr über Bands, Veranstalter, Festivals und Locations aus seiner Region erfahren möchte, der sollte die nächsten Wochen die Augen offen halten, denn New-Metal-Media wird jetzt wöchentlich über die lokalen Metalszenen berichten. Wir danken Thomas vom In Flammen Open Air für diesen ausgiebigen Einblick in sein Open Air und wer über seine Band, Location, Magazin, Festival berichten möchte, setzt sich gerne mit uns in Verbindung.

Mehr Infos zum In Flammen Open Air gibt es hier:

 

 

 

Homepage: http://www.in-flammen.com/
Facebook:
https://www.facebook.com/IN-FLAMMEN-Open-Air
Infos:
Für behinderte Besucher

 

 

 

 

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