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Rohbau & G.L.A.S.S.
Atzehoer Veranstaltungszentrum -
13.12.2014
"A Night to Remember"
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G.L.A.S.S. |
Schweißgebadet erwache ich, mein
Körper zittert und die Augen sind gerötet. Im Halbdunkel tasten meine Finger
nach den Zigaretten, was war es nur, was mich so unruhig schlafen ließ, was
hatte meinen Geist vernebelt und was ergriff von meiner Seele besitz? Während
der kurze Schein des Feuerzeuges aufblitzt und der Qualm in der Luft seine
Schleier zieht, kommt sie langsam wieder, die Erinnerung an die Stunden zuvor,
an eine Nacht, die man wohl so schnell nicht vergessen wird. Aber beginnen wir
ganz am Anfang mit unserer Geschichte.
Das Jahr neigt sich langsam dem
Ende zu und so stehen nur noch einige wenige Konzerttermine auf dem Programm,
hierfür verschlägt es mich dieses Mal nach Itzehoe ins Atzehoer Veranstaltungszentrum,
welches doch für seine ausgewählte Mischung an Bands bekannt ist. Diesen Abend
sollen die Mannen von Rohbau auf die Bremer Formation G.L.A.S.S. treffen, zwei
Musikstile, die wahrscheinlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Schon auf
der Fahrt ins nahe gelegene Itzehoe wächst meine Spannung ins Unermessliche, so
sind mir zwar beide Bands geläufig, doch wie sie Live agieren werden, das vermag
mein Geist noch nicht ganz zu erfassen. Früh treffe ich an der Location ein und
so bleibt noch etwas Zeit, mit den Mannen von Rohbau einige Worte zu wechseln,
denn die Band gehörte zu den ersten, die auf New-Metal-Media vertreten waren und
so freue ich mich nun nicht nur Musiker zu treffen, sondern Freunde. Freunde,
die bald ihr 20 jähriges Bandjubiläum feiern werden und die bisher noch nicht in
Itzehoe aufgetreten waren. Rohbau gehörten neben Paragon zu den ersten Bands,
die auf dem Headbangers Open Air gespielt haben und das ist schon fast 17 Jahre
her, zudem ist ihre Musik eine brisante Mischung aus Punkeinflüssen, Thrash
Metal, Hardrock und Heavy Metal, gepaart mit deutschen Texten. Trotzdem
ist wohl niemand weiter entfernt vom Deutschrock als die Hamburger Metal
Urgesteine von Rohbau. Da noch sehr viel Zeit bis zum Beginn der Veranstaltung
ist, werden als erstes die Instrumente ausgeladen und ins Atzehoer gebracht,
einem Ort der einiges an Geschichte hinter sich gebracht hat, bis es zu der
Location wurde, die es heute ist. Doch die ersten sind wir nicht, so ist neben
dem Veranstalter auch schon G.L.A.S.S. vor Ort um ihren Soundcheck über die
Bühne zu bringen. Doch die Band um Frontfrau Katy unterbricht kurz um Rohbau zu
begrüßen, es ist eine Atmosphäre als wenn alte Freunde sich nach langer Zeit
wieder sehen. Man merkt sofort, dass die Chemie zwischen beiden Bands einfach
stimmt und das verspricht ein spannender Abend zu werden. Der Soundcheck geht
reibungslos über die Bühne und langsam nähert sich der Einlass, die ersten
Besucher warten schon, trotzdem bleibt noch ein wenig Zeit für den üblichen
Kaffee und einige private Gespräche, sowie für 2 ungewöhnliche Interviews.
(Diese werdet ihr in den nächsten Tagen auf New-Metal-Media lesen können).
Als Rohbau die Bühne entern, haben sich einige Besucher eingefunden, ich würde
es als sehr intim bezeichnen, denn auch wenn der Laden nicht brechend voll ist,
so ist doch die Stimmung, als wenn 500 Fans da gewesen wären. Dieses schreckt
aber Jürg, die Frontsau von Rohbau keineswegs ab und so ist er stimmlich bei
100%. Die Mannen aus der Hansestadt rocken, als wollen sie die Wände des
Atzehoer`s zum Einsturz bringen. Trotz 20 Jahren an Live-Auftritten, hat
sich die Band ihre Spielfreude komplett bewahrt, für sie ist es nicht wichtig ob
sie vor 50 oder 50.000 Besuchern auftreten, denn sie wollen, dass jeder
zufrieden nach hause geht und ein geiles Konzert erlebt hat. An diesem Abend
pflügen die Musiker durch das gesamte Album Zorn und wenn ich sage "Pflügen"
dann meine ich das auch so. Jürg präscht wie angestochen durch die Location,
begrüßt die Besucher mit Handschlag, springt wieder auf die Bühne und das ohne
einmal den Ton zu verlieren. Aber eine Band lebt ja nicht nur von ihrem Sänger,
so geben Hilde, Olaf, Christian und Mike immer mehr Power, was sich auch bei den
Besuchern bemerkbar macht. Nach einer Verlängerung sind die Jungs dann fix und
alle und haben sich das Bier hinterher redlich verdient. Ich persönlich kann es
kaum erwarten, das Konzert zum 20 jährigen Bestehen der Band zu sehen, wobei ich
an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten will, ansonsten werden mich die
Freibeuter von Rohbau wohl Kiel holen lassen.
Während der kurzen Umbaupause,
bleibt die Zeit noch einmal etwas Kaffee zu holen und einige Worte mit dem
Personal zu wechseln. Ich muss an dieser Stelle gleich einmal etwas los werden,
in diesem Jahr habe ich einiges an Konzerten und Festivals besucht, aber im
Atzehoer war es an diesem Abend am Nettesten, so dass ich jedem nur empfehlen
kann, einmal selber dort vorbei zu schauen. Die Location bietet eigentlich das
ganze Jahr verschiedenes an, sei es Metal, Rock, Blues, Jazz oder auch
ungewöhnliche Veranstaltungen wie Comedy oder Lesungen. Das Schöne ist, dass man
sich sofort wie in einer großen Familie fühlt und selbst der Betreiber nicht im
Backstage verschwindet, sondern mit den Gästen spricht und sich die Zeit für die
Bands nimmt. Aber ich merke ich schweife ein wenig ab.
Es wird Zeit für das Grande Finale, es wird Zeit für eine Mischung aus Gothic,
Hardrock, Metal und folkigen Tönen, es wird Zeit für G.L.A.S.S. Wer die Bremer
Band noch nicht kennt, der sollte unbedingt bei ihnen vorbei schauen. Denn die
Mischung der Einflüsse des Sextetts ist der Hammer. Die Band G.L.A.S.S. erblickt
2009 das Licht der Welt und ist nicht wirklich zu bremsen, denn im selben Jahr
heimst die Sängerin Katy den Deutschen Pop Rock Preis für die beste Sängerin in
der Kategorie Hard`n`Heavy ein. Aber damit nicht genug, so bieten alleine die
Auswahl der Instrumente schon ein sehr breites Spektrum an musikalischen
Möglichkeiten an, neben Keyboard, Gitarren, Schlagzeug ist mit Constantin Dorsch
auch ein echter Virtuose in der Band vorhanden. Der Musiker, der sich der Geige
verschrieben hat, spielt von klassischer Musik bis hin zu Rock alles was ihm
unter den Bogen kommt und jeder der mit diesem Instrument zu tun hat, weiß wie
schwer es ist dieses gut zu beherrschen. Zusammen ergibt sich so eine Mischung,
die in einer Essenz namens G.L.A.S.S. mündet. Wer jetzt denkt "Der spinnt doch,
hat man doch bestimmt alles schon mal gehört", klar, die Einflüsse der Band sind
nicht zu verleugnen, aber in ihrer Gesamtheit, in der Zusammensetzung ihrer
Songs und in der Stimme von Katy findet der Besucher immer wieder neue Ansätze,
immer wieder neue Blickpunkte und vor allem immer wieder neuen Spaß. Denn die
Songs sind nicht sofort in ihrer Gesamtheit zu erfassen und so kommt keine
Langeweile auf. An diesem Abend sind die Bremer in Höchstform und jeder der
nicht dabei gewesen ist, hat echt was verpasst. So haben G.L.A.S.S. die Songs
von ihrem aktuellen Album im Gepäck und bringen diese gekonnt rüber. Die
Stimmung steigt und sogar einige tanzende Besucher werden gesichtet. Ich bin
nach dem Konzert schwer begeistert und werde mich wohl noch intensiver mit der
Band beschäftigen. Alles in Allem war es eine Nacht an die man sich noch lange
zurück erinnern kann, eben "A Night to Remember".
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