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Konzertbericht
KISS
02.06.2015
O2 Arena - Hamburg
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New-Metal-Media
hätte euch gerne zum Konzertbericht auch Foto´s mitgebracht, leider wurden die
Fotopässe kurzfristig vom Management abgesagt. Trotzdem konnte einer unserer
Gastschreiber das Konzert im Auftrag besuchen. Seinen sagen wir mal etwas
eigenwilligen Artikel findet ihr hier.
Schon bei der Ankunft an der O2 Arena
in Hamburg, treffe ich auf die erste Kuriosität ... Ich stehe kurz im Stau, da
kommt mir ein junger Mann im AC/DC-Shirt zu Fuß entgegen. Ich lasse mein
Seitenfenster runter und rufe ihm nett entgegen: "Junge, ... Du bist definitiv
auf dem Weg zur falschen Veranstaltung." Er lächelt nett zurück ...
Wir gehen also wieder unserer Wege
und meiner führt mich direkt in die ausverkaufte O2 Arena. Als ich die Halle
betrete, dröhnt mir aus den Boxen AC/DC entgegen ... Nun soll zunächst ein
Supportact namens "The Dead Dasies" die Halle vorwärmen. Mir war der Bandname
bis dato gänzlich unbekannt, aber als die Jungens auf die Bühne springen, staune
ich nicht schlecht ... Ich schaue noch mal genauer hin und denke noch so bei
mir, dass mir das eine oder andere Gesicht doch bekannt vorkommt ...
Klar, es handelt sich dabei um
Musiker aus den besten Kreisen, mit bestem Leumund: Richard Fortus (Ex-Guns´n
Roses) an der Leadgitarre, Dizzy Reed (Ex-Guns´n Roses) an den Keys, Tommy
Closfetos (er spielte u.a. schon bei Black Sabbath, Ozzy Osbourne, Alice Cooper
und Ted Nugent) am Schlagzeug, der mich durch seine hingaberische Spielfreude am
meisten beeindruckte, Marco Mendoza (Ex-Thin Lizzy und Ex-Whitesnake) am Bass
John Corabi (Ex-Ratt und Ex-Mötley Crue) am Gesangsmikro und David Lowy an der
Rhythmusgitarre. Bei so einem All-Star Aufgebot kann doch nur Eines bei
herauskommen ... Guter, kerniger, Soul und Blues lastiger, von den 70er und 80er
Jahre beeinflusster Hard Rock! Und so war es denn auch ...
Nach dem Support, während der
Umbauphase dröhnt mir zwischendurch u.a. wieder AC/DC aus den Boxen entgegen.
Ich denke darüber nach, mit einem meiner KISS-Shirts, ein AC/DC Konzert zu
besuchen ...
Plötzlich, wird´s dunkel und der
verzerrte Ruf dröhnt aus den Boxen: "You wanted the best ... You got the best
... The hottest band in the world ...!"
Und von diesem Augenblick an, steht
die Bühne von Flammenwerfern unter Dauerbeschuss! Wenn Du etwas über Chemie bzw.
Atomspaltung lernen willst, dann besuche ein KISS Konzert! Donnerschläge, so
laut, dass man meint, die Hallendecke würde sich kurzfristig abheben. Eine, auf
modernster Technik beruhende, Lichtanlage, die eine Show bietet, die
ihresgleichen sucht ...
Frage: Wie schlägt man langjährige
Berufserfahrung?
Antwort: Genau, durch noch mehr Berufserfahrung!
Perfekt gestylt und aufeinander
eingespielt (denn immerhin spielen sie ja auch schon seit mehr als 10 Jahren in
dieser Besetzung zusammen und das ist mit nichts anderem zu schlagen) reihen
Gene, Paul, Tommy und Eric einen Klassiker an den Nächsten und das gesamte
Publikum entlädt sich lachend, hüpfend, gröhlend, tanzend in einem
leidenschaftlichen Freudensturm. Es ist schon beeindruckend, mit welcher
Leichtigkeit Herr Stanley schon zum Anfang der Show, mit seiner charmanten Art,
während der Ansage, das Publikum in seinen Bann zieht und mit ihm spielt. Trotz
beengter Raumverhältnisse, wohl jedenfalls gemessen an Kiss Standards (wir sind
eben im Herzen Europas nur ein ganz kleines Land, mit vergleichsweise kleinen
Konzerthallen) kommen alle Showspecials zum Einsatz. Das Drumpodest wird in etwa
4-5 m Höhe gehoben, dabei leuchtet und blinkt selbst das Drumset mit den
transparenten Drumkesseln und lässt Eric in allen Regenbogenfarben schimmern.
Tommy darf seine Raketen aus der Gitarre abfeuern. Gene ist am Feuerspucken und
beim Basssolo, bei dem ja bekannter Maßen reichlich Kunstblut zum Einsatz kommt,
wird eine, durch Licht und Sound beeinflusste, düstere Atmoshere geschaffen,
dass ich mir versuche Vorzustellen, welchen nachhaltigen Eindruck diese Szene
doch bei Allen (vor allem bei den Kinder und Jugendlichen) hinterlassen muss,
die Kiss zum ersten Mal live erleben durften. Als Gene dann vermeindlich mit
seinen Drachenflügeln, auf ein Podest, oberhalb der Lichtdeckenkonstruktion (in
gefühlten 20m Höhe) fliegt und von dort aus, in Nebel gehüllt, sein von Paul
auf seinem Leib geschriebenes "God Of Thunder" zum Besten gibt, ist die Show
perfekt. Es hat schon Zirkusflair und etwas artistisches, wenn Paul an einem
Stahlringhaken hängend, der an einer Seilwinde befestigt ist, über´s Publikum,
zu einer runden, rotierenden Hebebühne (in ca. 3m Höhe), in die Mitte der Halle
fliegt, um von dort aus sein "Love Gun" in wirklich alle Gesichter der Besucher
zu singen. Spätestens bei dem Song "Parasite" aus dem Jahre 1974(!) denke ich
bei mir so, ja, Kiss sind eine Rock´n Roll Band. Aber u.a. ist diese Nummer
(meiner Meinung nach) eine Wurzel und Ursprung aller heutigen Metalformen! Und
eins ums andere Mal fällt mir wieder Eric´s leichte und beschwingte Art zu
spielen auf. Hr. Singer bringt wirklich absolut jeden Song zum swingen.
Großartig! Die Tatsache, dass sämtliche Songs (gemäßigt) ein paar Beats
langsamer als sonst gewohnt, gespielt und der Gesang dann doch wohl sehr weit in
die Instrumentierung hineingemischt wurde, ist wohl dem jugendhaften wenn auch
fortgschrittenem Alter der Akteure zuzuschreiben. Es sei ihnen verziehen ... Wir
werden schließlich alle nicht jünger! Trotz dieser Tatsache durfte dann wohl
auch der ewige Hit der Band "I Was Made For Lovin` You" nicht fehlen ...
Frage: Wie bringt man 40 Jahre
Bandgeschichte und 100 Mio.(!) verkaufter LP/CD-Einheiten in eine 2 stündige
Liveshow unter?
Antwort: Richtig ... gar nicht!
Somit ist es wohl nicht
verwunderlich, dass sich die Herren bzgl. ihrer Setlist auf ihre Hits
konzentrierten und selbst da schon vermutlich Abstriche machen mussten. Mir
persönlich (als alter, immer bekennender KISS-Fan) fehlte doch so ein kleiner
Bonbon ... dieses Unerwartete ... einen Song, der schon lange nicht mehr oder im
besten Fall noch gar nie live gespielt wurde ... Einen Song wie "All The Way"
oder "Almost Human" oder "All American Man" vielleicht ... oder "You´re All That
I Want" oder vielleicht sowas wie "Secretly Cruel" ... oder oder oder ...
Aber, man kann eben nicht alles haben
und schon gar nicht es allen recht machen ...
Zum Schluss jedenfalls, wurde es mit
"Rock´N Roll All Night" nochmal richtig Karnevalartig. Gene und Tommy wurden auf
jeweils zwei langen Kranarmen, hoch über´s Publikum gehievt, während Paul auf
der Bühne seine geschätzte 15.000.- € Gitarre auf dem Bretterboden, die die Welt
bedeuten, zerschlägt. Begleitet von Eric´s Trommelfeuer und allem, was die Bühne
an Lichteffekten, Flammenwerfern und Feuerwerkskörpern zu bieten hatte.
Zusätzlich wurden minutenlang, aus mehreren Kanonen vor der Bühne, tonnenweise
Lametta und meterlange Luftschlangen ins Publikum gefeuert, dass man wirklich
das Gefühl bekam, es würde in der ganzen Halle schneien. Und am Ende lagen sich
alle verausgabt und glückselig in den Armen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass
der ein oder andere auch eine Träne der Trauer nicht zurückhalten konnte, nicht
wissend, ob er diese Band und diese Show der Superlative in Zukunft noch einmal
erleben darf ...
Ach und für alle, die es noch wissen
wollen ... nein, es lief nach der Show kein weiterer AC/DC Song, sondern es
wurde tatsächlich passenderweise "God Gave Rock´N Roll To You" gespielt. Und ich
fuhr, mit dem sicheren, dankenden und seligen Gedanken, dass "KISS Gave Rock`N
Roll To Me", wieder nach Hause.
Setlist
Detroit Rock City
Deuce
Psycho Cirus
Creatures Of The Night
I Love It Loud
War Machine
Do You Love Me
Hell Or Hallelujah
Calling Dr. Love
Lick It Up
Bass Solo
God Of Thunder
Parasite
Love Gun
Black Diamond
Encore:
Shout It Out Loud
I Was Made For Lovin` You
Rock And Roll All Nite
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