NMM: Hallo Xor Logic schön dass du dir die Zeit für uns
nimmst
Xor: Ja, gerne. Ich hab’s eh ein wenig aufschieben
müssen. Aber final bin ich froh, dass wir es jetzt zustande bringen. War aber
auch eine sehr bewegte Zeit…
NMM: Stell dich doch unseren Lesern mal vor wer ihr seid
und was ihr macht?
Xor:
Hierophon ist seit kurzem ein Trio, bestehend aus mir, Xor Logic und Haschii
und Petra Kutschera-Mastermind von Invasion of Femal Logic. Ich bin für den
Sound zuständig, Haschii und Petra für den Gesang und die Lyrics. Die
musikalische Ausrichtung von Hierophon ist jetzt nicht exakt einer Sparte
zuzuordnen – wie so oft - Aber wenn man mich nach einer Grobeinschätzung
fragt, würde ich sagen Alternative Electronic. Hierophon legt Wert darauf, dass
der Sound sehr elektronisch getrimmt klingt und bewusst analoge Instrumente
ausgeklammert werden. Wichtig sind bei den Songs auch gut tanzbare Rhythmen und
Beats, unterlegt mit, teils düsteren Harmonien. Kurz gesagt, irgendwo im
Spektrum zwischen EBM, SynthPop und Industrial.
NMM: Was war deine erste Initialentzündung mit
Elektronischer Musik?
Xor: Als ich das erste Mal Depeche Mode im Radio.
Damals war ich vielleicht 14, 15 Jahre alt. Bereits vorbelastet durch den C64
und dem damals sehr eigenen Sound dieses Computers, der mich damals schon
faszinierte. Dieser elektronische Klang hat mich schon sehr früh für sich
eingenommen.
NMM: Wann kam der Gedanke in dir auf selber Musikalisch
aktiv werden?
Xor: Mit meinem ersten selbstverdienten Geld kaufte
ich mir mein erstes Keyboard, ein Casio PT‑20. Aber eigentlich experimentierte
ich schon am C64 herum. Und damit fing damals, in den 80’ern die ganze Misere
an.
NMM: Woher holst du dir deine Inspirationen?
Xor:
Einmal indem ich Musik höre. Beim Musik Hören alleine kommen mir oft schon
Gedanken, wie hätte ich diesen Song gestaltet. Wo hätte ich gewisse Akzente
gesetzt, wie hätte ich das arrangiert, damit mir das Ganze, in meinem Sinne,
besser gefällt. Diese Eigenschaft ist natürlich perfekt für Remixe.
Musik Machen ist für mich natürlich auch ein gutes Ventil
um Gedanken und Gefühle zu verarbeiten und ein wunderbarer Ausgleich zum
stressigen Berufsalltag. Andere gehen in den Wald, ich setzte mich an den
Rechner. Und die Stimmung, mit der ich mich an den Rechner setzte, wirkt sich
dann natürlich auch auf die Songs aus.
NMM: Wie kam es zu dem Namen „Hierophon“ gibt’s dazu
eine Geschichte?
Xor:
Dazu muss man sagen, dass Hierophon nicht mein erstes Musikprojekt ist. Zwischen
meinem ersten Synth und Hierophon stehen ja mehr als 25 Jahre, damit kann man
sich ausrechnen, dass ich nicht mehr der Jüngste bin. ;) Wobei die früheren
Projekte nie so bekannt oder ausgereift waren wie jetzt Hierophon.
Es war das Jahr 2011, als ich nach längerer Musikpause
wieder ein VNV Nation‑Konzert besuchte und dabei völlig neu entflammte fürs
Musik „machen“. Kontakt zu befreundeten Grazer Electro/EBM ‑ Bands bestand ja
schon immer. Einige Protagonisten „feuerten“ mich dann an, es tatsächlich wieder
zu versuchen. Da ich das nicht allein versuchen wollte und ich nicht so gut bei
Stimme bin, suchte ich ein weiteres Bandmitglied. Und anfänglich war es meine
Nichte, Ina. Mit der suchte ich nach einem klangvollen Namen, der unsere Musik,
veredelter elektronischer Sound, gut widerspiegelt. Ich wollte unbedingt „phon“
im Namen haben, gemeinsam kamen wir dann nach einigem Hin und Her auf den Namen
„Hierophon“, was soviel bedeutet wie „Altehrwürdiger, heiliger Klang… Das fanden
wir dann recht treffend.
NMM: Bisher warst du immer auf diversen Sampler zu
hören. Wann wird es eine eigene CD geben?
Xor: Wenn alles gut geht, in diesem Jahr(ende).
Nachdem Hierophon keinen Labelvertrag hat, können wir uns fürs Album tatsächlich
wirklich Zeit nehmen und solange daran feilen, bis wir glücklich sind. Es soll
ja etwas werden, was uns noch nach Jahren gefällt.
NMM: Letztes Jahr gab es in Graz eine Premiere das erste
Mal auf der Bühne. Wird es dieses Jahr ausgewählte Konzerte geben oder seid ihr
mehr eine Studioband?
Xor: Jetzt ist noch kein Auftritt geplant. Priorität
hat jetzt mal das Album. Und da wir ja keine professionellen Musiker sind,
setzen wir unsere spärliche Zeit hauptsächlich dafür ein.
NMM: Watschenmann?
Xor: Du fragst wahrscheinlich, wie man auf so was
kommt. Dazu gibt es auch eine kleine Geschichte: Nachdem eine befreundete Band,
Muscles on the Move, den Ratschenmann als Spaßnummer machte, kamen wir irgendwie
drüber ins Gespräch. Daraus entstand die Idee, einen „Watschenmann“ zu machen.
In dem Song selbst geht es darum, was man fühlt wenn man unterdrückt wird und
sich aus dieser Situation befreien will.
NMM: Du hast ja schon so einige Remixe
produziert. Gibt es einen markanten Unterschied einen Remix oder einen eigenen
Song zu produzieren? Auf was werden die Merkmale gesetzt?
Xor:
Natürlich, da gibt es einen großen Unterschied. Für mich ist ein Remix ein
einziger Riesenspaß, einen guten Song in ein neues Gewand zu kleiden, eventuell
andere Aspekte zu betonen u.s.w.
Zum einen
mache ich nur Remixe von Songs, die mir gut gefallen. Das ist mir sehr wichtig.
Vor allem, weil ich mich damit ja zumeist ein paar tage beschäftige, um ihn
wirklich schön rauszuputzen. Hauptkriterium, auch dabei, ist ein tanzbarer
elektronischer Sound, dem ich noch einen Tick Düsterheit oder „Härte“ obendrauf
setze…. Für gewöhnlich versuche ich auch, eventuelle „analoge“ Instrumente durch
„elektronische“ zu ersetzen.
Bei eigenen Songs fängt man eben bei absolut null an, und
bis ich den Song dann als fertig einstufe, dauert es in deutlich länger, …wenn
überhaupt
NMM: Was für eine Software & Hardware benutzt du zum
Produzieren?
Xor: Ich bin durch einige Synth-Setups gegangen,
durch einige technische Setups. Und hab auch einiges an Geld investiert in
früheren Zeiten. Heute, mit Hierophon, und aufgrund der Weiterentwicklung von
Software Synths arbeite ich nun ausschließlich mit dem Softwarestudioprogramm
Reason von Propellerhead.
NMM: Kommen wir zum Thema SadoSato. Da kam es im letzten
Jahr fast zu einem Ende. Als Mr. Sado (Gruß an der Stelle) zum Papa wurde und
die Zukunft der Band sehr ungewiss aussah. Konnte man sie in der Formation noch
ein letztes Mal in Graz sehen. Viele unter anderem natürlich ich habe gebangt
das es nun vorbei ist. Aber dann kam es zur Wende und alle sind glücklich
darüber wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen euch beiden?
Xor: Mr. Sato kenne ich schon seit Jahrzehnten. Ich
habe schon im Jahr davor Remixe und aushilfsweise Songs für SadoSato gemacht.
Also war es für Mr. Sato naheliegend, mich zu fragen, ob ich nicht mit
einsteigen, und den musikalischen Part übernehmen will. Nach einer Bedenkzeit
von – ja - ca. 15 Sekunden hab ich dann einfach zugestimmt.
NMM: Ihr hattet ja nun am 31 Januar in Dessau eure
Bühnen Premiere. Ich finde besser konntet ihr nicht empfangen werden. Das
Publikum ist von der ersten Minute an mitgegangen nicht einer stand still. Wie
empfindest du selber im Rückblick diesen Abend?
Xor: UNBESCHREIBLICH!! Dass bei SadoSato das
Publikum kocht, kenne ich ja schon. Aber dass in Dessau im legendären Beat Club
auch so dermaßen die Party abgeht, hätten wir nicht gedacht. Dass ab ca.
Halbzeit die Bühne geentert wurde, war sensationell. Das Publikum hat einfach
mit uns gerockt und gefeiert. Das war ja eigentlich erst mein zweiter
Live-Auftritt überhaupt, und das im legendär Beat Club war für mich eine
besondere Ehre. Das der Konzert-abend dann so erfolgreich war, ist schlichtweg
überwältigend für uns.
NMM: Das Jahr 2015 hat ja einiges für euch in Ärmel. Am
1. Mai seid ihr in München auf dem Dark Munich Festival zu bewundern. Ich freu
mich für euch dass ihr so gefragt seid. Was können Leute die euch noch nicht
kennen erwarten?
Xor: Party bis zum Abwinken! Und zum Drüberstreuen
ein neuer Songs vom kommenden Album. Auch hier hat das Publikum so richtig Party
gemacht mit uns…es war einfach herrlich!
NMM: Werdet ihr dieses Jahr noch ins Studio gehen um am
neuen Material zu arbeiten? Oder werdet ihr euch erstmal auf die Live
Aktivitäten konzentrieren?
Xor: Ersteres. Wir sind gerade dabei, ein neues
Album zu produzieren. Angepeilt ist ende 2015. Aber auch das mit Vorbehalt. Da
wir beide nur eingeschränkt Zeit haben (Beruf), haben wir beschlossen, nicht
mehr als zwei oder drei Liveauftritte pro Jahr zu machen. Aber die dann dafür
„Vollgas“.
NMM: Was denkste wie wird der neue SadoSato Sound
klingen?
Xor: Also, natürlich wird es sich ein wenig ändern,
aber Mr. Sato wird darauf achten, das es nicht zu ausgefallen wird ;-), ich habe
ja schon „aushilfsweise“ Songs für SadoSato gemacht(Blitz und
Donner/Kongomädchen). Im Gegensatz zu Hierophon wird bei SadoSato mehr auf Härte
gesetzt, Auf kalten, klaren Sound, der die Texte und Themen von SadoSato
unterstreicht und, wichtig, weiterhin die Tanzbarkeit beibehält. Es wird keine
180°‑Wende werden.
NMM: SadoSato & Hierophon machen ja gerne Coverversionen
und geben ihnen ihren ganz eigenen Charme. Sei es Kraftwerk, DAF (Deutsch
Amerikanische Freundschaft), Sturm Cafe, Depeche Mode oder Hubert Kah war alles
schon dabei. Worauf darf man sich als nächstes freuen? Vielleicht etwas vom
Altmeister Falco?
Xor: Ein Falco‑Cover ist durchaus auch schon im
Gespräch. Bei Hierophon ist sowohl ein Rammstein- als auch ein Front 242‑Cover
in Bearbeitung, man darf also auch sicher zukünftig auf diverse Covertechnische
Überraschungen freuen, vielleicht auch mal was aus einem anderen ganz anderem
Genre…mal sehn was sich „anbietet“
NMM: Gut das war es von meiner Seite aus die letzten
Worte gebühren dir.
Xor: Macht euch auf einiges gefasst – sowohl von
Hierophon als auch von SadoSato.
|