NMM: Grüß dich erst mal besten Dank das du dir Zeit nimmst für das Interview

Mortiferus: Kein Problem, für manche Dinge im Leben muss man sich einfach die Zeit nehmen.

NMM: Stelle dich doch kurz vor wer ihr seid und die Musik die ihr macht?

Mortiferus: Fenrir und ich, sind die Gründer von Golgatha. Zunächst war die Band nur als reines 2-Mann-Studioprojekt gedacht. Allerdings haben wir uns nach der Veröffentlichung der zweiten Scheibe „Blutfest“ dazu entschlossen, weitere Mitstreiter zu rekrutieren, um die ganze Sache bühnentauglich zu machen. Als erstes gesellte sich Frost am Bass und Nefarius an der Gitarre zu uns. An der 2. Gitarre gab es mehrere Besetzungswechsel, bis wir Thargal bei uns begrüßen durften. Unser Musikstil bewegt sich durch fast alle Richtungen des Metal. Wir wollten nicht „die“ klassische Black-Metal Schiene fahren. Unser Stil ist schwer zu beschreiben, am besten sollte man sich die Stücke anhören und selbst entscheiden, was das für ein Stil ist. Unsere Musik hat sich einfach so entwickelt, ohne das wir speziell in eine Richtung tendieren.

NMM: Vor kurzem gab es einen Besetzungswechsel am Keyboard, wie kam es dazu? Jetzt habt ihr weibliche Unterstützung, wo haben sich eure Wege gekreuzt?

Mortiferus: Tja, das mit dem Keyboard ist so eine Geschichte. Wir hatten über ein Jahr lang Galathil an den Tasten. Allerdings hatte er nicht die richtige Einstellung was die Band betraf. Kurz gesagt, er war unzuverlässig und hatte nicht die nötige Disziplin und Einstellung, um weiter mit uns zusammen zu arbeiten. Keyboard-Technisch ist es sehr schwer Musiker für eine Metal-Band zu finden. Wir hatten einige Castings, aber es war niemand dabei, der unseren Ansprüchen gerecht wurde. Unsere jetzige Keyboarderin Nypheria kam durch Thargal in die Band. Anfangs nur aushilfsweise, und jetzt als festes Bandmitglied.

NMM: Ihr arbeitet ja an einem neuen Album wie läuft es bisher und kannst du einen kurzen Ausblick auf das kommende Album geben?

Mortiferus: Für das neue Album haben wir bereits 2 Songs fertig gestellt und ins Liveset mit einbezogen. Allerdings liegt momentan unser Schwerpunkt darin, die bisherigen Songs livetauglich zu machen. Durch das Treffen der Tourmanager von SFU, im Backstagebereich auf dem Brutal-Assault-Festival, haben sich für uns als Band Möglichkeiten ergeben, die wir nutzen möchten. Das heißt wir werden, wenn alles klappt, demnächst bei größeren Events am Start sein.

NMM: Wo hattet ihr die Möglichkeit eure bisherigen Alben einzuspielen? Mietet ihr euch ein Studio oder ist das finanziell nicht drin? 

Mortiferus: Die beiden Alben entstanden in kompletter Eigenregie im Proberaum. Im digitalen Zeitalter ist es kein Problem mit entsprechender Hard und Software die Sachen selbst aufzunehmen und abzumischen. Damals benutzten wir die Sachen, die wir im Proberaum hatten. Inzwischen haben wir unser Equipment etwas erweitert, so das wir die neue Scheibe auch wieder selbst Recorden werden. Ein Studio währe an sich schon eine gute Sache, aber preislich ist es einfach viel zu teuer. Außerdem ist man im Studio sehr eingeschränkt, was das nachbearbeiten betrifft. Ich meine, wenn man sich das Material 2 Wochen später anhört und feststellt, das man hier und da vielleicht noch was anderes spielen könnte, tut man sich im Studio schwer, das dann zu realisieren. Möglich wäre das schon, allerdings geht´s dann wieder um die Kohle, die bei uns auch nicht so locker sitzt.

NMM: Bist du der Ansicht das Black Metal der größten Teils aus menschenverachtenden Inhalt  besteht, sich überhaupt vereinbaren lässt mit dem Thema Behinderung?  

Mortiferus: Ich persönlich sehe da keinen Widerspruch. Das Thema Misanthropie hat in meinen Texten keinen Platz. Ich versuche, eigentlich nur die Idiotie des christlichen Glaubens ins rechte Licht zu rücken. Ich finde, das es wichtigere Themen gibt, als irgendwelche hirnlose Phrasen in den Songs zu verbreiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, das die meisten Fans des Black-Metals sich nicht die Mühe machen, sich mit den Texten zu befassen. Im Grunde genommen könnte man auch über Gänseblümchen singen, Hauptsache es klingt böse. Textlich gesehen bewegen sich die meisten Bands meiner Meinung nach, auf unterstem textlichem Niveau, weshalb ich nicht so viel auf das Gelaber gebe. Ich habe eigentlich noch keinen Song gehört, der gegen behinderte Menschen hetzt. Ich hoffe das bleibt auch so, denn irgendwo sollte man auch eine Grenze ziehen. Schließlich kann keiner was dafür das er so ist, wie er ist.

NMM: Wo holt ihr euch die Inspirationen um Texte schreiben?

Mortiferus: Wir wohnen alle in einem erzkatholischen Gebiet im tiefsten Bayern. Das Thema Kirche und Religion ist hier allgegenwärtig und ich werde täglich damit konfrontiert. Alleine in meiner Stadt gibt es 3 Kirchen. Manchmal fahre ich Sonntags vor so einen „Gehirnwäsche-Tempel“ und sehe mir die Leute an, die ihrem falschen Heiland huldigen. Ich sehe dann bekannte Gesichter, die einmal in der Woche zum „Latten-Jupp“, also „ihrem“ Heiland beten, aber von Montag bis Freitag die größten Drecksäue sind. Auch das überall diese verdammten Kreuze hängen geht mir voll gegen den Strich.

NMM: Es gibt traditionelle BM Bands mit Corpsepaint und Nieten dann gibt es Bands die darauf komplett verzichten ihr seid die ersten für mich die ziemlich „exotisch“ auftreten euer Basser ist der traditionelle eure beiden Gitarristen sind ein Priester und ein Messdiener wollt ihr damit symbolisieren wie viel Falsches/Böses hinter der Institution Kirche steckt und damit wollt ihr jene verhöhnen?

Mortiferus: Genau das. Das klassische Corpsepaint kam für uns nicht in Frage, da nur Immortal so rumlaufen kann (grins). Natürlich wollen wir mit unserem Outfit in erster Linie provozieren, gerade mit dem Hintergrund unseres Wohnortes, wo alles auf Kirche ausgelegt ist. Bei dem Gig zum Release von „Blutfest“ kam es so weit, das der Pfarrer der „Klosterstadt Waldsassen“ die Veranstaltung verbieten lassen wollte. Das ging rauf bis zum Bistum Regensburg. Zum Glück ohne Erfolg ! Solche Aktionen bestärken uns  in unserem Tun. Denn genau das wollen wir erreichen, das sich die Kirche von selbst unglaubwürdig und vor allem von selbst lächerlich macht.

NMM: Stammst du aus einer gläubigen Familie warst du zum Beispiel Messdiener oder war das ganze von Anfang nie ein Thema für dich gewesen?

Mortiferus: Nein, ich selbst stamme aus keiner gläubigen Familie. Die meisten aus der Band auch nicht. Natürlich wird man hier bei uns schon als kleines Kind in die Richtung Kirche gedrängt. Die Gehirnwäsche beginnt ja schon im Kindergarten, dann die Schule mit Religionsunterricht usw. Meine erste Amtshandlung mit 18 Jahren bestand darin, aus der Kirche auszutreten. Glaube hin oder her, dafür Kirchensteuer (was für ein Wort) bezahlen will ich nicht. Die katholische Kirche stinkt vor Geld, weil es immer noch genügend verblendete Idioten gibt, die für ihren „Glauben“ bezahlen. Ich sehe nicht ein, diese pädophilen Geldeintreiber weiter zu unterstützen.

NMM: Euer Bandname stammt ja aus der Bibel Golgatha die Kreuzigungsstätte von Jesu Christus habt ihr den Namen dies bzgl. gewählt da Jesus als Führer der Christen dorthin gebracht um zu Tode verurteilt wurde? Oder aus dem Grund  das auf dem Berg auch Verbrecher und Mörder gekreuzigt wurden?

Mortiferus: Gute Frage! Wo ist da der Unterschied? Jesus und Verbrecher ist doch das gleiche. Den Bandnamen wählten wir genau aus diesem Grund. Golgatha war eine Hinrichtungsstätte für alle Arten von Verbrechern, und somit auch für „Jesus“, der Größte aller Hochstapler und Lügner.

NMM: Unterstützen eure Familien euch oder sind sie eher skeptisch was eure Musik betrifft?

Mortiferus: Naja, von Unterstützung kann nicht die Rede sein. Es wird einigermaßen akzeptiert. Es   gab schon öfters Diskussionen über die Texte, Klamotten, usw. Gerade das Thema Alter ist so ein Gesprächspunkt. Ich, Fenrir und Frost sind ja schon in einem etwas fortgeschrittenem Alter. Da kommt manchmal das Thema auf, das wir uns unserem Alter entsprechend verhalten sollten. Scheiß drauf, einmal Metaller, immer Metaller. Wenn es jemandem nicht passt, soll er halt nicht hinsehen, und vor allem sein Maul halten.

NMM: Was war deine erste Black Metal Scheibe?

Mortiferus: Fuck !, Eiskalt erwischt !. Keine Ahnung. Ich glaube meine erste Schallplatte war die „Reign in Blood“ von Slayer. Ist zwar kein BM, aber trotzdem eines der besten Alben.

NMM: Eure Texte sind von satanischer Natur wie steht ihr selber zum Thema „Glaube“ würdet ihr euch als Satanisten bezeichnen in dem Sinne den Katholizismus auf den Kopf stellen und sein Leben frei von irgendwelchen Dogmen zu leben oder eher wie es Watain/The Devils Blood mit ihren  Antikosmischen Ansichten  repräsentieren?    

Mortiferus: Ich kann nur von mir sprechen, das ich mich schon als Satanist sehe. Allerdings halte ich nichts von Teufelsbeschwörungen und Schwarzen Messen. Der Grundgedanke des Satanismus ist doch ,das jeder Mensch sein Leben leben sollte, wie er möchte, ohne seinen freien Willen an irgendwelche Dogmen zu binden, die uns die Religion mit ihrer Pseudomoral vorschreiben will. Glaube ist etwas, was jeder Mensch mit sich selbst ausmachen muss. Jeder glaubt an irgendwas, in welcher Form auch immer. Das ist auch gut so, allerdings sollte keiner versuchen seinen Glauben anderen Menschen aufzuzwingen, nur weil er meint, sein Glaube sei der einzig Richtige.

NMM: Was strebt ihr für die Zukunft an? Ein Konzert im Vatikan vielleicht? Bin sicher das würde eine amüsante Aktion werden die keiner vergisst  

Mortiferus: hahaha, na das währe mal eine  geile (und einmalige) Aktion !!! Spaß beiseite, wir legen jetzt den Schwerpunkt der Band auf Live-Gigs. Es bringt nichts, ein Album nach dem nächsten zu produzieren, wenn man es nicht unter die Leute bringt. Ich finde sowieso, das eine Metalband auf die Bühne gehört, um richtig die Sau raus zu lassen. Da ich und Fenrir inzwischen sehr gute Kontakte zu Tourmanagern und Veranstaltern haben, ist eine Tour als Support-Act unser nächstes Ziel. Wir wollen einfach aus unserer Ecke raus, um die Republik zu rocken.

NMM: Gut dann danke dir für deine Zeit und der letzte Psalm gehört dir

Mortiferus: Na dann leg ich mal los. Danke erstmal, das ich die Möglichkeit hatte, mit dir zu sprechen. Wir als Band haben ja NMM von Anfang an unterstützt. Und das bleibt auch so ! Leider müssen wir feststellen, das auf behinderte Menschen, immer weniger Rücksicht genommen wir. Das beste Beispiel ist ja wohl Wacken 2012. Nur um den Umsatz zu steigern, wir die Tribüne für Behinderte einfach gestrichen, nur um Fernsehkameras hinzustellen. Manche Veranstalter (nicht alle) sollten sich überlegen, das auch behinderte Menschen keine Leute 2.Klasse sind. Das klingt jetzt ein wenig hart, aber auch behinderte Menschen haben ihre Daseinsberechtigung auf diesem Planeten, ohne diskriminiert zu werden. Ich persönlich finde es einfach Scheiße, das wegen ein paar Euro´s mehr in der Kasse, Abstriche gemacht werden. Auf jeden Fall habt ihr bei NMM unsere volle Unterstützung was das Thema „Behinderung und Metal“ betrifft.

 Also Danke nochmal und macht weiter so !!!!!

 

 

 

 

 

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