Hit between the Eyes!


Willkommen zur ersten Ausgabe von Hit between the Eyes! New-Metal-Media ist dafür bekannt ungewöhnliche Wege zu gehen und Themen aufzunehmen, die sonst nirgends behandelt werden oder einfach totgeschwiegen werden. Hit between the Eyes! wird in einer Reihe von Interviews ungewöhnliche Fragen stellen und einfach mal weggehen von den Standartinterviews die alle Bands bekommen. In diesem ersten Teil sprechen wir mit Daniel Laudahn, dem ehemaligen Drummer von Such a Surge, einer der erfolgreichsten Crossover Bands der 90ér Jahre. Daniel spricht in diesem Interview ganz offen über psychische Erkrankungen, Alkohol und Drogen und welchen Einfluss diese auf das Musikbusiness haben.

NMM: Daniel schön das du dir die Zeit für dieses Interview der etwas anderen Art nimmst. Du bist oder du warst der Drummer von Such a Surge. Wie bist du mit eurem Erfolg in den 90érn umgegangen und was war für rückblickend die schlimmste Erfahrung?

Daniel: Klar, wir hatten riesigen Erfolg in den 90érn waren in den Medien überall präsent ,d.h. MTV, Viva im Radio weniger und vor allem live! Die Touren waren die schönste Zeit, aber auch die anstrengendste Zeit als Musiker. Die schlimmste Erfahrung war es immer mit nem dicken Brummschädel Soundcheck machen zu müssen ,die Gigs ansich waren immer geil..20 Chaoten auf einem Nightliner waren auch nicht immer einfach, nur Männer ..manchmal sind aber auch Frauen mitgefahren. Groupies hatten wir also auch, es war ne schöne Zeit!!

NMM: Du bist an einer Psychose erkrankt, kannst du meinen Lesern erzählen, was hier der Auslöser war und wie sich diese auf dein tägliches Leben auswirkt?

Daniel: Ja ich bin an einer Cannabis induzierten Drogenpsychose erkrankt, das Kiffen war also schuld ,aber komischerweise erst 5 Jahre nach meinem Ausstieg! Grund war, dass ich die Trennung von meiner damaligen Freundin nicht verkraftet habe. Die Auswirkungen aufs tägliche Leben sind immens, ich bin nicht voll belastbar, aber das kennst du ja selber -gebe trotzdem 3 Stunden Drumunterricht am Tag! Ich wohnte mal 5 Jahre in einer betreuten WG, bin jetzt aber wieder auf mich gestellt und schaffe meinen Alltag auch alleine ,eine Betreuerin hab ich aber noch und meine Familie hilft mir..1 mal im Jahr besuche ich meinen Vater in Portugal, wo ich mich auch gut immer einen Monat entspannen kann.

NMM: Was viele Menschen nicht wissen, ist das eine psychische Beeinträchtigung eine Behinderung darstellt um Anfeindungen aus dem Weg zu gehen oder einfach aus Scham, sprechen viele Betroffene auch nicht über dieses Thema. Wie gehst du mit deiner Erkrankung um und womit hast du am Meisten zu kämpfen, gab es Anfeindungen oder bist du bisher verschont geblieben?

Daniel: Anfeindungen gibt es auf jeden Fall im täglichen Leben nicht so, weil man es einem ja nicht ansieht, aber im Netz wissen es manche und da kommen dann so Kommentare wie "Na dann sauf dich doch endlich tot" oder "Du hast doch deine Zeit gehabt ,jetzt ist es Zeit zu gehen.." da passt auch der Song von Daily Terror gut dazu "Jeder stirbt für sich allein", wo ich ja zum Schluss auch noch gespielt hatte, wie auch bei Moiterei, wo ich ab und an auch bei den Proben bin. Also ich versuche mich nicht allzu viel Stress auszusetzen und nehme keine Drogen mehr, außer halt mal ein Bierchen zum Abschalten, deshalb werde ich auch von einigen in meiner Heimatstadt Braunschweig "Der Ozzy von Braunschweig" genannt, weil wir ja auch auf dem Ozzfest gespielt haben und er ja auch Pillen und Alk konsumiert. Allerdings war ich bei dem Konzert nicht mehr dabei, schreibe ich mir trotzdem noch auf meine Referenzen, genau wie den Support für Iron Maiden und Slayer ,ich war allerdings noch dabei als Rammstein 1994 unsere Vorband war.

NMM: In der Zeit als deine Band aktiv war, gab es Partys, Alkohol und Drogen obwohl ihr noch sehr jung wart. Meinst du, dass hier das Biz eine Mitschuld trägt und was würdest du jungen Musikern raten worauf sie achten sollen?

Daniel: Das Biz trägt auch eine Mitschuld, obwohl SONY uns nie reingeredet hat. Aber durch das ganze Booking wird man schon sehr verheizt. Such a Surge hatten ja alleine 1995 über 100 Gigs gespielt. Ich rate jüngeren Musikern sich immer gut in der Band abzusprechen und nicht alles mitzumachen, besonders beim Konsum sollte man locker bleiben ,gegen ein Feierabendbier ist ja nix einzuwenden, aber von Drogen sollte man die Finger lassen, wie im richtigen Leben eben auch.

NMM: Eine Doppelfrage habe ich noch, werden Probleme wie Alkohol, Drogen oder psychische Problem in der Musikszene einfach totgeschwiegen oder wie gehen hier Produzenten, Manager, Kollegen mit der Sache um und warum wird nichts getan, wenn es so ist?

Daniel: In der Künstlerszene allgemein, besonders aber in der Musikszene, werden Drogen genommen bis der Arzt kommt, das weiß jeder und jeder ist dafür selber verantwortlich, es ist aber sehr einfach da ranzukommen und es wird einem auch oft was ausgegeben. Chix for nothing and drugs vor free halt!! Den Produzenten, Manager und Kollegen ist das egal was man zu sich nimmt, so lange man Leistung bringt. Meistens sind die Sänger nicht ersetzbar und die restlichen Musiker nehmen dann am ewig rotierenden Musikerkarussel teil, wie auch bei uns damals! Olli der Sänger war halt als einziger nicht ersetzbar.

NMM: Ich danke dir für dies offene Interview und die letzten Worte gehören dir

Daniel: Also wenn ich die Chance hätte nochmal von vorne zu beginnen, würde ich auch Party machen, aber halt ohne soviel Alk und kiffen. Soviel hab ich auch gar nicht geraucht, aber man will dann ja auch einfach mal schlafen um 5 uhr morgens im Nightliner, um wieder fit zu sein. Durchgemacht haben wir eigentlich nie. Man ist dann halt auch müde nach nem anstrengenden Gig. Ich würde mich auch nicht mehr so beeinflussen lassen von meiner Umgebung und jeden Scheiß mitmachen ,man wird auch älter, aber der Drops ist ja eh gelutscht und man macht Musik nur noch zum Spaß ,damals war es teilweise schon Arbeit, das ist allerdings dann auch nicht gut wenn es zur Routine wird. Nun denn in diesem Sinne danke für die Fragen und immer geschmeidig durch die Hose atmen.

NMM: Anmerkung zum Schluss, wer mit Daniel einmal persönlich Kontakt aufnehmen möchte, kann dies über Facebook tun.
https://www.facebook.com/SuchaSurgedrummer

New-Metal-Media - In Metal we are United (c) 2009 - 2015