Staubstumm - Sie wollen doch nur spielen

New-Metal-Media ist anders und so sind wir bekannt dafür, dass bei uns Menschen mit einem Handicap im Mittelpunkt stehen. In einem Gespräch mit Felix Schnurr kamen wir dazu über die Band Staubstumm zu sprechen, dieser stellte dann einen Kontakt her und die Idee einer etwas anderen Bandvorstellung war geboren. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch bei Benjamin, der die Bandvorstellung verfasst hat. Ab jetzt gehört das Wort der Band Staubstumm:

Die Band Staubstumm besteht aus Menschen mit und ohne Behinderung. Wir machen seit 2008 zusammen Musik. Unser erstes „Bühnenprogramm“ war eine „Reise um die Welt“. Mit den Instrumenten die uns zur Verfügung standen, welche alle eher intuitiv als geübt beherrscht wurden, kreierten wir einen Sound der für unser Verständnis nach Arabien oder den USA klang.

Von der ursprünglichen Besetzung sind heute noch, Thomas Schröder(Rassel), Udo Grau(Bass), Conny Quattrer (Gesang), Benni Hittinger (Gitarre) und Peter Gottfried (Gitarre) in der Band. So konnten wir mit der Zeit unseren ersten richtigen Schlagzeuger (Lars Brucker) für die Band gewinnen. Auch eine Lead-Sängerin (Silke Ritt)  war bald gefunden. Jetzt musste nur noch ein Band Mitglied Bassgitarre lernen und schon hatten wir eine komplette Backline (E-Gitarre, Bass und Schlagzeug).

Wir setzen uns also in den Proberaum und schrieben unsere ersten richtigen Songs. Es wurde nicht mehr nur eine Stimmung aufgegriffen und vertont, sondern wir hatten jetzt echte Lieder mit Strophe und Refrain, mit Akkorden und Taktwechseln (Herz wird brennen, Hey singt mit), sprich wir mussten ernsthaft üben. In dieser Zeit entdeckten wir auch den Blues für uns. Dieser Musikstil ist bis heute ein wichtiger Bestandteil unserer Konzerte. So hat Sonja Stütz (Sängerin) einen Blues über ihre Gefühle zur Band geschrieben. Und Adalbert Schnee (Gesang und Blues Harp) seine Empfindungen zur Einsamkeit mit der er oft konfrontiert ist verarbeitet.

Wir spielten jedes Engagement, das es zu spielen gab und stellten dabei fest dass nicht alle Auftritte gleich sind. So kann man ein Konzert wie einen Gleichstellungstag spielen, wo unser Publikum aus Menschen mit Behinderung und deren Mitarbeitern besteht. Diesen Leuten müssen wir unsere Botschaft nicht mehr vermitteln. Sie haben schon gelernt dass ein Mensch mit Behinderung genau die gleichen Fähigkeiten hat wie ein Mensch ohne Behinderung.

Es ist die Gesellschaft, die nichts mit der exklusionirten „Randgruppe Behinderung“ zu tun hat die uns in Aktion erleben muss. Diese Menschen sind überrascht und reagieren oft emotional wenn sie realisieren dass die Behinderten auf der Bühne das tun was sie sich selbst oft nicht trauen. Doch nicht nur positive Reaktionen sind dabei auszumachen. Es ist nicht nur einmal passiert dass wir von jungen Leuten ausgelacht wurden oder dass uns ein „besonders kluger Mensch“ im Publikum den Vögel zeigt.

Ursprünglich wollten wir nur Musik machen. Diese Menschen haben uns gezeigt dass die Aufgabe dieser Band noch mehr ist. Wir müssen den Menschen eines klarmachen: „Jeder Mensch ist so wie er ist“. Unser gleichnamiger Song ist deshalb eine Kampfansage an die Menschen die nicht bereit sind einzusehen dass auch Sie eine Behinderung haben. Egal ob (durch eine Spastik) auf den ersten Blick sichtbar oder durch eine Behinderung im Inneren (eine schwere Depression oder narzisstische Persönlichkeitsstörung) es ist jeder Mensch Grundsätzlich behindert. Auch eine Brille ist eine Seh-Behinderung. Ganz nach den Worten von John Lennon: “One thing you can`t hide, is when you`re crippled inside”.

Wir mögen jedes Konzert, dass wir spielen dürfen, aber aus diesem Grund ist es wichtiger für uns auf Konzerten zu spielen die (ganz grob gesagt) nicht im sozialen Bereich anzusiedeln sind. Denn nur so können wir etwas in der Gesellschaft verändern! Doch wir veränderten mit der Zeit unseren Stil. Spielten wir Anfangs viel Punk und Rock so wurde daraus mit der Zeit Blues und Ska. Immer wieder stellen sich Menschen vor und wollen ein Musik Instrument bei uns in der Band spielen. Wir würden alle gerne Aufnehmen. Aber es ist leider schlecht möglich mit 5 Rasselspielern und 3 Schlagzeugern auf der Bühne zu stehen.

 Manchmal stellen sich aber Mitglieder vor die wirklich ein neues Instrument spielen und dieses dann auch noch beherrschen. So entstand unsere Bläsersektion mit Mona Weiß am Saxophon und Harald Schild an der Trompete.Mit ihnen konnten wir viele altgediente Lieder wieder neu vertonen und ihnen damit ein anderes Gefühl verleihen. Da uns der Kontakt zu anderen Bands sehr wichtig ist haben wir immer ein bis Begleitmusiker von anderen Band mit dabei. Meist sind das ein Gitarrist und ein Schlagzeuger (der sich mit unserem Schlagzeuger gegenseitig an Schlagzeug und Bongos abwechselt). Verschiedene Gitarristen waren bisher: Felix Schurr, Marc Ruisinger, Jonas Hund und Simon Hohlers. Am Schlagzeug halfen uns Manuel Petriglireri, Thomas Hammer und Noah Kaposty. Die beiden erst genannten sind auch im Vergleich zu den anderen „Begleitmusikern“ voll und ganz im Metalbereich anzusiedeln und durch Felix( Black Abyss) sind wir auf diese Homepage aufmerksam geworden.

Mit der Zeit veränderte sich auch unsere Einstellung zu großen Bühnen. Waren wir Anfangs etwas hilflos wo wir stehen sollten und was man mit einer Monitorbox genau anfängt, wissen wir heute wie unser Sound auf der Bühne sein muss und welche die Bläsermikrofone sind die es zu benutzen gilt. Nach unserer ersten Studio Erfahrung welche uns der Aktion Mensch finanziert wurde. Konnten wir eine Auflage von 500 CD´s an den Mann bringen. Der Titel „… Wir wollen nur spielen“ ist nach wie vor ein Indikator für die Freude und Emotion die bei unseren Konzerten zu spüren ist.

 

Die Band Staubstumm kann von Außen betrachtet wohl als Inklusive Band gesehen werden. Die Band ist damit aber nicht einverstanden. Wir sind weder ein inklusive Band, noch eine Band für Menschen mit und ohne Behinderung, wir sind auch keine integrative Band. Auch wenn das alles Gute und hoch pädagogisierte Bezeichnungen für unsere Band wären, wollen wir trotz allem nur als BAND, nicht mehr und nicht weniger, gesehen werden.

Mehr Infos zu Staubstumm gibt es hier:
Facebook: https://www.facebook.com/pages/Staubstumm

 

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